Antibiotika und Alkohol

Dr. Emily Wimmer

Medizinisch geprüft von

Dr. med. Emily Wimmer

Letzte Änderung: 16 Mär 2020

Kann man Antibiotika einnehmen und Alkohol trinken?

Inhalt
Mann sitzt auf Sofa, trinkt Alkohol und nimmt Antibiotika ein.
 

Antibiotika, wie Doxycyclin und Amoxicillin, können schon nach wenigen Tagen zu einer deutlichen Verbesserung des Gesundheitszustands führen. Wenn sich ein Patient während der Therapie bereits fit und gesund fühlt und der Körper kaum Symptome zeigt, dann sind wieder normale Freizeitaktivitäten möglich.

Aber gilt das auch für das Trinken von Alkohol?

Die Empfehlung fällt je nach Antibiotikum unterschiedlich aus und es kommt auf die Wirkung der Antibiotika an. Wir zeigen, welche Wirkung Alkohol und Antibiotika im menschlichen Körper entfalten und wann Sie Alkohol vermeiden sollten.

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Der Zusammenhang von Alkohol und Antibiotika

Bei einer Therapie mit Antibiotika, wie Doxycyclin und Amoxicillin, liegt eine bakterielle Infektion vor. Der Körper des Patienten ist dadurch erheblich angegriffen. Auch bei einer Besserung kämpft das Immunsystem noch gegen die Infektion an. Für die vollständige Genesung sind in dieser Phase Ruhe und Erholung nötig. Durch Alkoholkonsum wird der Körper jedoch angestrengt und zusätzlich geschwächt. Dadurch kann die Erkrankung wieder zurückkommen und schlimmer werden als zuvor. Der Alkoholkonsum während der Behandlung mit Antibiotika ist daher grundsätzlich eher schädlich.

Zusätzlich zur Belastung des Körpers durch Alkohol gibt es Wechselwirkungen zwischen Alkohol und bestimmten Antibiotika. Besonders gefährlich ist der Konsum von Alkohol bei Einnahme von Metronidazol. Normalerweise wird Alkohol von dem Enzym Alkoholdehydrogenase (ADH) zu Acetaldehyd abgebaut, welches wiederum von dem Enzym Acetaldehyddehydrogenase (ALDH) zu Acetat abgebaut wird. Dieser letzte Schritt wird durch die Einnahme von Metronidazol verhindert, da dieses das Enzym ALDH hemmt. In der Folge fällt vermehrt Acetaldehyd an, was zu Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Atemnot, Herzrhythmusstörungen und Blutdruckabfall führen kann („Antabus-Effekt“). Deswegen sollte bei der Einnahme von Metronidazol (und Tinidazol) bis 3 Tage nach dem Ende der Therapie jeglicher Alkoholkonsum vermieden werden. Alkohol kann auch in einigen Mundspülungen oder anderen Medikamenten in Tropfenform enthalten sein.

Andere Antibiotika interagieren ebenfalls mit Alkohol. Doxycycline kombiniert mit Alkohol führen zu einer verminderten Wirksamkeit des Antibiotikums und können die Leber schädigen. Auch die Wirksamkeit von Erythromycin wird durch Alkohol vermindert oder setzt verspätet ein.

Antibiotika werden entweder über die Leber oder die Niere verstoffwechselt. Alkohol wird über die Leber abgebaut. Die Auswirkungen von Alkohol auf die Leber können dementsprechend die Wirkung von allen Antibiotika, die über die Leber abgebaut werden, beeinflussen (z. B. Makrolide). Zusätzlich verstärkt Alkohol die Aktivität von Cytochrom P450 2E1 (ein Enzym in der Leber), wodurch die Effekte von anderen Medikamenten (z. B. Paracetamol) verstärkt oder vermindert werden können.

Die gute Nachricht zum Schluss: Cefuroxim, ein Antibiotikum aus der Gruppe der Cephalosporine (mit den Penicillinen verwandt), welches häufig u. a. bei Atemwegsinfekten verabreicht wird, zeigt keine nachgewiesenen Wechselwirkung mit Alkohol. Es sollte jedoch auch hier stets vom Konsum abgesehen werden.

Antibiotika und Alkohol können in manchen Fällen kombiniert werden

Ein allgemeines Alkoholverbot während einer Antibiotikatherapie ist falsch. Viele Präparate vertragen sich gut mit Alkohol. Bei einigen besteht jedoch das Risiko einer verminderten Wirksamkeit durch die Kombination mit Bier, Wein und Co. Nur bei der Einnahme von Metronidazol, Tinidazol und einigen Cephalosporinen darf kein Alkohol getrunken werden. Das gilt auch für Patienten, die Antibiotika nehmen und unter chronischen Leber- oder Nierenschäden leiden. Die Kombination mit Alkohol kann in diesen Fällen akut lebensbedrohlich sein. Im Zweifelsfall sollte Rücksprache mit dem behandelnden Arzt gehalten werden, um mögliche Wechselwirkungen abzuklären. Hilfreiche Daten und Fakten zu dem Thema finden sich in der Arzneimitteldatenbank des Deutschen Instituts für medizinische Dokumentation und Information.

So wirkt Alkohol im Körper

Die direkten Folgen des Alkoholkonsums sind den meisten Menschen bekannt:

  • Geringe Mengen wirken euphorisierend, enthemmend und anregend.
  • Ab 0,5 Promille lassen Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit nach.
  • Ab 0,8 Promille ist die Wahrnehmung beeinträchtigt, die Reaktionszeit stark verlängert und die Bewegungskoordination beginnt schlechter zu werden.
  • Ab 1 Promille beginnt der sogenannte Rauschzustand mit Verwirrtheit, Sprach- und Orientierungsstörungen sowie Selbstüberschätzung. Auf einen Alkoholrausch kann ein Kater folgen. Man leidet dann unter Kopfschmerzen, Übelkeit, Magenschmerzen und Appetitlosigkeit.
  • Ab 2 Promille zeigen sich ausgeprägte Gleichgewichts-, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
  • und ab 3 Promille beginnt das Bewusstsein einzutrüben. Außerdem ist die Atmung beeinträchtigt.
  • Ab 4 Promille besteht die Gefahr, in ein Koma zu fallen und das Risiko eines Organversagens. Für den durchschnittlichen Alkoholkonsumenten ist dies die tödliche Dosis. Gewöhnung kann jedoch dazu führen, dass jemand mehr als 4 Promille verträgt.

Weit weniger bekannt sind die langfristigen Auswirkungen von Alkohol auf den Körper. Regelmäßiger Alkoholkonsum kann zu einer Entzündung der Leber führen, der sogenannten alkoholisch bedingten Fettleber Hepatitis (ASH). Im weiteren Verlauf führt diese zu einer sogenannten Leberzirrhose. Hierbei wird die Leber unumkehrbar in Bindegewebe umgebaut und verliert ihre Funktion. Eine Zirrhose geht oft einher mit Wasseransammlungen in der Bauchhöhle (Aszites), Hautveränderungen, einem Brustwachstum beim Mann (Gynäkomastie), Potenzstörungen sowie Krampfadern am Bauch, am Magen und in der Speiseröhre, die massiv bluten können.

Darüber hinaus kann langjähriger Alkoholkonsum zu Nervenschädigungen (Polyneuropathie) mit Gehstörungen und Nervenschmerzen führen. Auch kann es zu Entzündungen von Magen und Speiseröhre, Entzündungen der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) und vermehrtem Auftreten von Krebs im Mund- und Rachenraum, in der Speiseröhre, im Magen, in der Bauchspeicheldrüse und in der Leber kommen. Zusätzlich schädigt starker Alkoholkonsum das Herz, die Nervenzellen im Gehirn und stört die Aufnahme wichtiger Nährstoffen im Darm. Lesen Sie hier mehr zu den Auswirkungen von Alkohol.

Wirkweise von Antibiotika

Antibiotika, wie Doxycyclin und Amoxicillin, können die Vermehrung von Bakterien hemmen oder Bakterien ganz zerstören. Sie werden unter anderem bei bakteriell bedingten Erkältungen, Scharlach, Lungenentzündungen (bakteriell verursacht), Harnwegsinfekten (z. B. Blasenentzündungen) oder Infektionen der Haut angewendet. Um eine Infektion vollständig zu bekämpfen, ist es wichtig, das verschriebene Antibiotikum bis zum Ende zu nehmen. Ansonsten können einzelne Bakterien überleben, Resistenzen ausbilden und die Wirksamkeit des Antibiotikums bei einer erneuten Infektion beeinträchtigen.

Bakterienzellen sind aus Proteinen aufgebaut. Antibiotika hemmen entweder die Vermehrung von Bakterien, indem sie die Proteinproduktion stören, oder sie zerstören Bakterien durch direkte Schädigung der Zellwand oder Hemmung der Zellwandsynthese. Neben diesem erwünschten Effekt haben Antibiotika aber auch einige Nebenwirkungen. Diese unterscheiden sich bei den verschiedenen Antibiotika-Klassen:

  • Penicilline (z. B. Penicillin G), die z. B. bei einer Mandelentzündung eingesetzt werden können, können etwa zu allergischen Reaktionen, Übelkeit und Durchfällen führen. Vorsicht ist geboten bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion.
  • Tetracycline (z. B. Doxycyclin), die teilweise bei Lungenentzündungen eingesetzt werden, können zu Übelkeit, Erbrechen, Durchfällen und Leberschäden führen.
  • Makrolide (z. B. Erythromycin) können ebenfalls zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfällen führen und können Herzrhythmusstörungen verursachen. Sie werden als Alternative zu Penicillinen verwendet und bei sexuell übertragbaren Krankheiten eingesetzt.
  • Fluorchinolone (z. B. Ciprofloxacin bei Harnwegsinfekten) können zu Magen-Darm-Störungen, schweren Leberschäden und Herzrhythmusstörungen führen.
  • Nitroimidazole (z. B. Metronidazol) können zu Magen-Darm-Störungen und neurologischen Schäden führen.
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Dr. med. Emily Wimmer Ärztin

Dr. med. Emily Wimmer ist seit 2015 eine unserer deutschen Ärzte bei ZAVA. 2009 schloss sie ihr Studium der Humanmedizin an der Universität zu Lübeck ab. Danach arbeitete sie in der Abteilung für Hämatologie und Onkologie an der MedUni Wien sowie als Assistenzärztin in Hamburg bzw. Prüfärztin am Hamburger Institut für Versorgungsforschung in Dermatologie. Seit 2020 arbeitet Sie zudem in Teilzeit in einer Hausarztpraxis in Hamburg.

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