Herpes Zoster, auch Gürtelrose genannt, ist eine häufige Erkrankung. In Deutschland erkranken daran pro Jahr 350.000 bis 400.000 Menschen. Sie wird vom Varizella-Zoster-Virus (VZV) ausgelöst, das auch die Windpocken verursacht. Bis zum 40. Lebensjahr werden 98 Prozent der Bevölkerung mit dem Virus infiziert. Fast ebenso weit verbreitet ist das Herpes-Simplex-Virus 1 (HSV1), welches den Lippenherpes auslöst. Das Herpes-Simplex-Virus 2 (HSV2), das den Genitalherpes auslöst, betrifft hingegen nur etwa 15 Prozent der Bevölkerung. Alle drei Viren gehören zur Gruppe der Herpesviren. Diese Viren können sich in Nervenzellen verstecken, sodass man sie ein Leben lang behält. Wir zeigen, wie sich Genital- und Lippenherpes sowie Gürtelrose voneinander unterscheiden und wie eine Herpes-Infektion therapiert werden kann.
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Die Gürtelrose wird vom Varizella-Zoster-Virus (VZV) ausgelöst, das auch als Humanes Herpes-Virus-3 (HHV-3) bezeichnet wird. Es gehört wie das Herpes-Simplex-Virus-1 und das Herpes-Simplex-Virus-2 zur Familie der Herpesviren. VZV löst beim ersten Kontakt die Windpocken-Infektion aus. Bis zum 14. Lebensjahr haben Schätzungen zufolge 90 Prozent der Europäer eine Windpocken-Infektion durchgemacht und sind dadurch Träger der Varizella-Zoster-Viren.
Wie alle Herpesviren können auch Varizella-Zoster-Viren nicht komplett bekämpft werden. Sie nisten sich in den Nervenwurzeln des Rückenmarks, in den Spinalganglien und in den Ganglien der Hirnnerven ein. Wenn das Immunsystem geschwächt ist (z.B. bei Krebs, AIDS oder Diabetes Mellitus) oder wenn man man unter Stress leidet, können die Viren reaktiviert werden und zu einer Gürtelrose führen. Im Umkehrschluss bedeutet dies auch, dass man nur an einer Gürtelrose erkrankt, wenn man bereits Windpocken hatte oder eine Lebendimpfung gegen Varizellen erhalten hat. In Deutschland gehört wird die Impfung gegen Windpocken bei Kindern von der Ständigen Impfkommision empfohlen.
Im Gegensatz zu den Windpocken, die über die Luft übertragen werden können (Tröpfcheninfektion durch das Einatmen von Ausatmungströpfchen einer erkrankten Person), ist eine Ansteckung mit den Viren der Gürtelrose nur möglich, wenn die Flüssigkeit in den Bläschen in den Körper gelangt (Schmierinfektion). Das heißt, auch wer noch keine Windpocken hatte und nicht geimpft ist, kann sich bei einem an Gürtelrose erkrankten Menschen mit Windpocken anstecken.
Der Krankheitsverlauf gliedert sich in verschiedene Phasen. In der ersten Phase, der Latenzphase, werden die Viren in den Nervenwurzeln reaktiviert und das Nervengewebe entzündet sich. Dies führt zu starken Schmerzen und einem Brennen in dem Hautbereich, der durch diesen sensiblen Nervenanteil versorgt wird. In den meisten Fällen sind die zwischen den Rippen verlaufenden Nerven an der Brust betroffen (Interkostalnerven) - seltener auch Rücken, Arme oder Beine. In 80 Prozent der Fälle folgt das sogenannte Prodromalstadium, welches etwa drei bis fünf Tage dauert und meistens mit leichtem Fieber, Müdigkeit und Angeschlagenheit (B-Symptomatik) einhergeht.
In der darauffolgenden Phase treten die Zoster-typischen Bläschen auf. Es entwickeln sich schubweise, meist einseitig auftretende, schmerzhafte, kleine, erhabene und juckende Stellen mit einer Hautrötung. Innerhalb des nächsten Tages gruppieren sich diese Stellen zu bis zu reiskorngroßen prall gefüllten Bläschen. Sie enthalten eine wasserklare Flüssigkeit. Diese Bläschen ähneln den Bläschen beim Lippen- oder Genitalherpes. Dieses Stadium dauert etwa zwei bis drei Tage. Nach zwei bis vier Tagen verschmelzen die Bläschen, trüben ein und brechen auf. Sie trocknen über sieben bis zwölf Tage ab und es bildet sich eine gelb-braune Kruste. Diese Phase kann bis zu vier Wochen dauern. Hier besteht die große Gefahr, dass sich die Bläschen zusätzlich mit Bakterien infizieren und zu einer Hautinfektion führen. Noch Wochen nach der Gürtelrose können brennende Nervenschmerzen auftreten, welche ein Leben lang anhalten können (Post-Zoster-Neuralgie).
Die Gürtelrose beetrifft hauptsächlich den Körperstamm. Daneben gibt es noch weitere zum Teil gefährliche Ausprägungsformen:
Eine häufige Komplikation der Gürtelrose ist die Post-Zoster-Neuralgie, die bei über 20% der Patienten auftritt. Sie ist gekennzeichnet durch starke, brennende Nervenschmerzen, die im schlimmsten Fall lebenslang bestehen können.
Nach der Abheilung der Bläschen können Pigmentierungsstörungen und Narben zurückbleiben. Seltener, vor allem bei immungeschwächten Patienten, entwickeln sich eine Hirnhautentzündung (Zoster-Meningitis), eine Hirngewebsentzündung (Zoster-Enzephalitis) oder eine Rückenmarksentzündung (Zoster-Myelitis). Es kann vorübergehend zu Lähmungen kommen, vor allem im Gesicht. Weiterhin besteht nach einer Gürtelrose ein leicht erhöhtes Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte.
In der Regel wird die Diagnose anhand der oben beschriebenen Symptome gestellt. Nur bei nicht eindeutigen Symptomen, schweren Symptomen (generalisierter Zoster) oder gefährdeten Patienten wird eine weitere Diagnostik durchgeführt. Das Standardverfahren ist der Nachweis von Virusmaterial mittels einer PCR. Hierbei wird Genmaterial des Virus vervielfältigt und so messbar gemacht.
Bei der Diagnose des Herpes Zoster ist immer auch an eine Herpes-Simplex-Infektion zu denken. Die Herpes-Simplex-Viren können in einigen Fällen auch Bläschen an für die Gürtelrose typischen Stellen bilden. Ebenso kann die Gürtelrose wie eine Herpes-Simplex-Infektion aussehen.
Es ist nicht möglich das Virus komplett zu eliminieren. Im Prodromalstadium kann durch die Gabe von Virostatika ein Zoster vermieden werden. Oft wird das Prodromalstadium jedoch nicht erkannt, sodass diese Chance verstreicht. Die Behandlung erfolgt mit Aciclovir, Bruvudin, Famciclovir oder Valaciclovir in Tablettenform. Sie kann die Heilung der Bläschen und das Abklingen des Schmerzes beschleunigen. In schwereren Fällen (generalisierter Zoster, Beteiligung des Auges oder des Ohres) und bei immungeschwächten Menschen muss die Verabreichung von Aciclovir in die Blutbahn (intravenös) erfolgen. Zusätzlich werden bei akuten Schmerzen starke Schmerzmittel eingesetzt.
Die häufig auftretende Post-Zoster-Neuralgie ist schwer zu behandeln. Schmerzmittel bringen häufig keine oder nur eine unzureichende Besserung. Neben Schmerzmitteln können auch Antidepressiva oder Neuroleptika eingesetzt werden.
Die meisten Menschen infizieren sich in der Kindheit mit Varizella-Zoster-Viren. Die Viren verbleiben im Körper und führen zu einer Immunität gegen die Windpocken. Es existiert eine Impfung gegen Windpocken. Trotz Impfung kann es in seltenen Fällen zu einer Gürtelrose kommen, die weniger schwer verläuft. Deshalb wird die Impfung seit 2004 von der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts für alle Kinder empfohlen. Die erste Impfung wird in der Regel zwischen 11 und 14 Monaten durchgeführt. Die zweite Impfung findet zwischen dem 15. und 23. Lebensmonat statt. Für Kinder ab 9 Jahren, Frauen mit Kinderwunsch und immungeschwächte Patienten besteht ein erhöhtes Komplikationsrisiko durch eine Herpes-Zoster-Erkrankung. Falls Personen dieser Gruppen bisher nicht mit dem Virus infiziert sind, sollte schnellstmöglich eine Impfung durchgeführt werden.
Auch wenn die Gürtelrose bei vielen Menschen mild verläuft, besteht ein ernstzunehmendes Risiko für schwerwiegende Komplikationen, welche die Lebensqualität stark einschränken können (z.B. Post-Zoster-Neuralgie). Besonders ältere Kinder, schwangere Frauen (inkl. des ungeborenen Kindes) und immungeschwächte Patienten sind stark gefährdet. Aus diesem Grund sollten sich Kinder und bisher nicht infizierte Personen impfen lassen – auch um die oben genannten Risikogruppen zu schützen.
Quellen:
✓ Schweizer und deutsche Ärzte
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