Ist Rauchen oder Trinken schlechter für meine Gesundheit?

Dr. med. Ulrike Thieme, Medizinische Leiterin bei ZAVA , Foto rund

Medizinisch geprüft von

Dr. med. Ulrike Thieme

Letzte Änderung: 15 Jun 2019

Die Folgen von Alkohol und Tabak

Inhalt
Zigaretten, Tabak und ein Glas Whiskey stehen auf einem Tisch. Sie beeinflussen die Gesundheit und erhöhen das Risiko für Erkrankungen.
 

Die Drogen Tabak und Alkohol gibt es in unserer Gesellschaft an jeder Ecke zu erschwinglichen Preisen zu kaufen. Für viele Menschen sind die Suchtmittel nicht mehr wegzudenken. Sie sind Teil des Alltags und des Soziallebens geworden und es gehört einfach dazu, mit Freunden und Arbeitskollegen gemeinsam zu rauchen und zu trinken. Doch das bleibt nicht ohne Folgen. Tabak und Alkohol schädigen unsere Gesundheit und erhöhen das Risiko für diverse Erkrankungen. Doch ist Rauchen oder Alkohol aus medizinischer Sicht schädlicher? ZAVA hat die beiden legalen Drogen in verschiedenen Kategorien miteinander verglichen.

Wie viele Menschen sterben jedes Jahr durch Alkohol und Tabak?

Pro Jahr sind in Deutschland mehr als 100.000 Todesfälle auf das Rauchen zurückzuführen. Das haben Berechnungen des Deutschen Krebsforschungszentrums DKFZ in Heidelberg ergeben. Grundlage waren Zahlen des Mikrozensus und der Todesursachenstatistik. Zu diesen Todesfällen kommen noch Erkrankungen und Gesundheitsbeschwerden hinzu, die durch das Passivrauchen verursacht werden. Zum Vergleich: 74.000 Todesfälle pro Jahr gehen auf den Konsum von Alkohol zurück. Damit verursacht Tabak mehr Todesfälle als Alkohol.

Sterben mehr Menschen an illegalen Drogen wie z.B. Heroin?

Nein, die beiden legalen Drogen Tabak und Alkohol führen mit Abstand viel häufiger zum Tod als illegale Drogen. Das Bundeskriminalamt (BKA) meldet jedes Jahr rund 1000 Todesfälle, die auf den Konsum von illegalen Drogen zurückzuführen sind.

Lebe ich kürzer, wenn ich Alkohol trinke?

Alkoholkonsum von mehr als 200g pro Woche verkürzt laut aktuellen Auswertungen des DKFZ (stand 2018) die Lebenserwartung um 1-2 Jahre, ein Konsum von über 350g Alkohol pro Woche reduziert die Lebenserwartung sogar um bis zu 5 Jahre. Zu beachten ist, dass bereits mäßiger Konsum von über 100g Alkohol pro Woche (grob mehr als 2,5l Bier oder 1 Flasche Wein) zu einem erhöhten Risiko von kardiovaskulären Ereignissen wie schweren Blutdruckkrisen bis hin zu Schlaganfällen führen kann. Der Mischkonsum von Alkohol und Tabak ist gesundheitlich besonders fatal. Wer gleichzeitig stark raucht, viel Alkohol konsumiert, übergewichtig ist und viel rotes Fleisch und Wurst isst, verliert nach den Berechnungen des DKFZ bis zu 17 Lebensjahre im Vergleich zu gesund lebenden Personen.

Erschreckend ist auch, dass jährlich in Deutschland mehr als 25.000 Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 20 Jahren mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Wie viele Lebensjahre verliere ich durch Rauchen?

Die Wissenschaftler des DKFZ haben in einer Studie aus dem Jahr 2014 herausgefunden, dass Rauchen im Vergleich zu Alkohol mehr Lebensjahre raubt. Durch starkes Rauchen (mehr als 10 Zigaretten pro Tag) verlieren Männer im Schnitt 9,4 und Frauen 7,3 Lebensjahre. Wer weniger als 10 Zigaretten pro Tag raucht, büßt immer noch 5 Jahre seiner Lebenserwartung ein. Es lohnt also, sich mit effektiven Strategien der Rauchentwöhnung zu beschäftigen.

Wie viele Menschen sind abhängig von Tabak und Alkohol?

Nach dem Drogen- und Suchtbericht aus dem Jahr 2014 der Drogenbeauftragten der deutschen Bundesregierung gelten 1,77 Millionen Erwachsene als alkoholabhängig. Demgegenüber gelten 5,58 Millionen Erwachsene als tabakabhängig. Seit Ende der 90er Jahre nimmt der Anteil von Tabakkonsumenten (Zigaretten und Zigarren) in der deutschen langsam aber stetig Bevölkerung ab und wird wahrscheinlich weiter sinken.

Hat Tabak ein größeres Suchtpotenzial als Alkohol?

Ja, was das Suchtpotenzial angeht, schlägt der Tabak den Alkohol im negativen Sinne, denn es sind mehr Menschen in Deutschland tabakabhängig als alkoholabhängig, obwohl mehr Menschen Alkohol konsumieren. Nach dem Epidemiologischen Suchtsurvey (ESA) des Instituts für Therapieforschung München (IFT) gab etwa jede dritte Person an, in den letzten 30 Tagen geraucht zu haben. Beim Alkohol gaben sogar 7 von 10 Personen an, in den letzten 30 Tagen getrunken zu haben. Vielen Rauchern hilft nur noch eine medikamentöse Rauchentwöhnung.

Wie schädlich ist Alkohol für meine Organe?

Alkohol kann in fast jede Zelle unseres Körpers eindringen und dort Schäden verursachen. Besonders ist die Leber durch den Alkohol gefährdet, da sie an dem Abbau des Giftes maßgeblich beteiligt ist. Neben Leberschäden steigt bei einem regelmäßigen Alkoholkonsum vor allem das Risiko für:

  • psychische und soziale Störungen
  • Bauchspeicheldrüsen-Entzündung (Pankreatitis)
  • Magen-Entzündung (Gastritis)
  • Schäden des Gehirns und Nervensystems
  • Stoffwechselerkrankungen (z.B. Diabetes)
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen(z.B. Herzmuskel-Erkrankungen)
  • Krebserkrankungen (z.B. Leber-, Mund-, Rachen-, Speiseröhren- und Darmkrebs)
  • Neugeborene (z.B. Größe, Geburtsgewicht) und
  • Schwangerschaftskomplikationen

Welche Krankheiten werden durch Tabakkonsum ausgelöst?

Rauchen und Passivrauchen schädigt auch fast jedes Organ unseres Körpers und ist ebenfalls ein erheblicher Risikofaktor für

  • Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z.B. Arteriosklerose, Herzinfarkt)
  • Krebserkrankungen (z.B. Lungen-, Mundhöhlen-, Kehlkopf-, Speiseröhren-, Bauchspeicheldrüsen- und Blasenkrebs)
  • Stoffwechselerkrankungen (z.B. Diabetes)
  • Neugeborene (z.B. Größe, Geburtsgewicht)
  • Impotenz und
  • Schwangerschaftskomplikationen

Da Rauchen durch Passivrauchen auch noch Mitmenschen in Mitleidenschaft zieht, sind die Gesundheitsschäden besonders groß. Rauchen und Alkohol sind in den Industrienationen die wichtigsten einzelnen Bedrohungen für unsere Gesundheit und die Hauptursache für einen vorzeitigen Tod. Jeder Drink und jede Zigarette weniger wirken sich positiv auf unsere Gesundheit aus.

Hilft eine Rauchentwöhnung bei psychischen Problemen?

Zwar kann Rauchen und Trinken gesellig sein, doch Rauchen und Trinken wirken sich beide negativ auf unser Gehirn und die Psyche aus. Mediziner aus Birmingham haben 2014 eine Studie veröffentlicht, nach der sich durch einen Rauchstopp das psychische Befinden verbessert. Nach Angaben der Wissenschaftler erreicht man, wenn man Rauchen aufgibt:

  • weniger Depressionen
  • eine verbesserte Stimmung
  • bessere Lebensqualität

Psychische Störungen als Folge von Alkohol

Es ist bekannt, dass chronischer Alkoholmissbrauch ebenfalls unser Gehirn schädigen und die Persönlichkeit und Psyche verändern kann. In fortgeschrittenen Fällen kommt es bei Alkoholikern zum Beispiel zum sogenannten Wernicke-Korsakoff-Syndrom, bei dem es zu starken Gedächtnisschäden, Augenbewegungs-, Koordinations- und Sprachstörungen, Halluzinationen und Psychosen kommen kann.

Wie viele Unfälle werden durch Alkohol am Steuer verursacht?

In Deutschland betrug 2017 nach Angaben des deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) der Anteil der Unfälle mit Personenschäden unter Alkoholeinfluss 4,4 Prozent, dabei ist der Anteil in Mecklenburg-Vorpommern mit Abstand am größten und in Berlin am kleinsten.

In Österreich sind 2013 nach Angaben des Bundesministeriums für Inneres 4,4 Prozent der tödlichen Unfälle im Straßenverkehr auf Alkohol am Steuer zurückzuführen.

Die Schweiz ist sogar bei 13,5 Prozent der Schwerverletzten bei Unfällen mit Alkohol im Spiel gewesen, so das Bundesamt für Gesundheit BAG.

Ist Tabak oder Alkohol schlechter für unsere Volkswirtschaft?

Nach Angaben der deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) werden die direkten und indirekten wirtschaftlichen Kosten des Alkoholkonsums auf rund 40 Milliarden Euro (Stand 2015) beziffert. Die tabakbedingten Kosten betragen hingegen laut der deutschen Krebshilfe (Bericht 2017) bundesweit jährlich knapp 80 Milliarden Euro – 25,4 Milliarden Euro entstehen dem Gesundheitssystem, 53,7 Milliarden Euro sind für Produktionsausfälle und Frühverrentungen zu veranschlagen. Somit sind die Raucher für die deutsche Bevölkerung aktuell eine größere finanzielle Belastung.

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Medizinisch geprüft von:
Dr. med. Ulrike Thieme Fachärztin für Neurologie, Medizinische Leiterin

Dr. med. Ulrike Thieme ist Medizinische Leiterin bei ZAVA und seit 2018 Teil des Ärzteteams. Ihre Facharztweiterbildung im Bereich Neurologie schloss sie 2018 ab. Vor ihrer Tätigkeit bei ZAVA arbeitete Dr. med. Ulrike Thieme an einem klinischen Forschungsprojekt über neurodegenerative Erkrankungen am National Hospital for Neurology and Neurosurgery, London.

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