Antihistaminika: Wirkstoffe bei allergischen Reaktionen

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Medizinisch geprüft von

Denise Drechsel

Letzte Änderung: 05 Mai 2022

Mehr als 30 % der Erwachsenen in Deutschland erkranken nach Angaben des Robert Koch-Instituts im Lauf ihres Lebens an mindestens einer Allergie. Nach der Diagnose verschreiben Mediziner oft Antihistaminika. Sie zählen zu den am häufigsten eingesetzten Arzneistoffen gegen allergische Reaktionen. Lesen Sie hier, wie das körpereigene Hormon Histamin die Beschwerden auslöst, welche Funktion Antihistaminika bei der Linderung der Symptome erfüllen und wie Medikamente mit Antihistaminika anzuwenden sind.

Inhalt
Antihistaminika: Nasenspray, Augentropfen und verschiedene Tabletten auf einem grauen Tisch.
 

Was sind Antihistaminika?

Antihistaminika sind Wirkstoffe, die bei allergischen Reaktionen Anwendung finden. Viele Präparate nehmen die Betroffenen als Tabletten ein, andere Arzneimittel zur Behandlung der Allergie wirken örtlich im Auge, in der Nase oder auf der Haut. Die Substanzen mildern dabei die Auswirkungen des Histamins, eines Botenstoffs im menschlichen Körper.

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Was ist Histamin und welche Funktion hat es im Körper?

Histamin ist ein natürlicher, körpereigener Botenstoff (Gewebshormon) und ein sogenannter Neurotransmitter. Er wird in bestimmten Immunzellen (Mastzellen), Hautzellen, der Magenschleimhaut sowie in den Nervenzellen gebildet und in verschiedenen Körperzellen, sogenannten Vesikeln gespeichert.

Im Verlauf der körpereigenen Immunreaktion und damit auch bei Allergien kommt es zur Freisetzung von Histamin. Der Botenstoff löst im Körper vielfältige Prozesse aus: Durch Bindung des Histamins an H1-Rezeptoren in den Gewebezellen erweitern sich beispielsweise die Blutgefäße. Die Durchlässigkeit der Gefäßwand steigt. Dadurch ist es für die Zellen des Immunsystems leichter, in betroffene Areale zu gelangen und die möglicherweise bestehende Infektion zu bekämpfen.

Bei Pollenallergikern macht sich die starke Abwehrreaktion des Körpers zum Beispiel durch diese Symptome bemerkbar:

  • laufende Nase
  • häufiges Niesen
  • tränende Augen
  • starker Juckreiz

Doch nicht nur das: In den Bronchien kann Histamin zudem zu einer Bronchokonstriktion, einer Verengung der Atemwege, führen. Dadurch entstehen die für viele Allergien typischen Atembeschwerden.

Bei Allergikern reagiert der Körper zu stark auf bestimmte Stoffe: Solche Allergene können eine Überempfindlichkeitsreaktion hervorrufen. Diese führt zu einer Aktivierung des Immunsystems und einer starken Ausschüttung von Histamin.

Wie wirken Antihistaminika?

Antihistaminika hemmen die Wirkung von Histamin, indem sie die Bindungsstellen (H1-Rezeptoren) stabilisieren, bevor das körpereigene Histamin andocken kann. Eine allergische Reaktion lässt sich so abschwächen oder ganz verhindern.

Wegen ihres Effekts werden Antihistaminika auch als Histamin-Blocker, Histamin-Rezeptor-Blocker oder Histamin-Rezeptorantagonisten bezeichnet. Grundsätzlich wirken die meisten Antihistaminika:

  • antiallergisch
  • juckreizstillend
  • entzündungshemmend

Darüber hinaus zeigen manche Substanzen beruhigende und schlaffördernde Effekte oder schaffen bei Schwindel, Übelkeit und Erbrechen Abhilfe. Ärzte klassifizieren Antihistaminika anhand ihrer Wirkungen in die nachfolgenden Kategorien.

H1-Antihistaminika

Antihistaminika, die an die H1-Rezeptoren andocken, werden H1-Antihistaminika genannt und lassen sich in 3 (aus pharmazeutischer Sicht 2) Generationen einteilen. Die Arzneistoffe der 1. Generation (z.B. Dimetinden, Hydroxyzin oder Clemastin) erreichen nicht nur die H1-Rezeptoren in der Peripherie, sondern gelangen auch in andere Bereiche des Körpers. Solche H1-Antihistaminika können die sogenannte Blut-Hirn-Schranke passieren und zentral im Nervensystem wirken. Daher kommt es bei diesen Antihistaminika häufiger zu Nebenwirkungen wie Müdigkeit oder Schläfrigkeit.

Interessant: Manche Antihistaminika finden aufgrund ihrer sedierenden Wirkung in entsprechend zugelassenen Arzneimitteln auch als Schlafmittel Anwendung.

Durch ihre veränderte Struktur wirken die Antihistaminika der 2. beziehungsweise 3. Generation hingegen fast ausschließlich auf den H1-Rezeptor. Sie können die Blut-Hirn-Schranke kaum mehr überwinden, weshalb sie weniger müde machen und oftmals eine längere Wirkdauer haben.

Bei neueren Antihistaminika wird im Gegensatz zu älteren Antihistaminika eine geringere Arzneimitteldosis für eine ausreichende Wirkung eingesetzt. Inwieweit dies einen therapeutischen Vorteil bringt, ist noch nicht abschließend geklärt.

Wirkstoffe der jüngeren Generationen sind zum Beispiel:

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H2-Antihistaminika

H2-Antihistaminika besetzen die H2-Rezeptoren und wirken vor allem auf die Schleimhaut des Magens. Dort hemmen sie die Säuresekretion des Magens. Ärzte verordnen H2-Antihistaminika deshalb vorrangig bei der Therapie von Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren sowie teilweise als Begleittherapie bei der längeren Einnahme von Schmerzmitteln (NSAR).

Interessant: Früher haben Mediziner H2-Antihistaminika auch bei Sodbrennen verschrieben. Heutzutage sind sogenannte Protonenpumpenhemmer (PPI) das Mittel der Wahl.

Anwendung von Antihistaminika: Bei welchen Allergien wirken sie?

Antihistaminika gibt es in verschiedenen Darreichungsformen. Als systemische Medikamente werden jene bezeichnet, die vom gesamten Körper aufgenommen werden. Dabei handelt es sich häufig um Allergietabletten, die besonders bei starken Beschwerden Anwendung finden.

Zu den häufigsten Anwendungsgebieten zählen:

  • Heuschnupfen (Pollenallergie)
  • Tierhaarallergie
  • Hausstauballergie
  • Nahrungsmittelallergie
  • Schimmelpilzallergie
  • Nesselsucht (Urtikaria)

Die meisten Antihistaminika-Tabletten enthalten Wirkstoffe der 3. Generation wie zum Beispiel Levocetirizin, Fexofenadin oder Rupatadin. Aus pharmazeutischer Sicht werden diese Substanzen der 2. Generation zugeordnet. Durch die lange Wirkdauer der Antihistaminika müssen Anwender häufig nur 1 Tablette pro Tag einnehmen. Bei Kindern und Menschen mit Vorerkrankungen kann die Dosierung allerdings variieren.

Betroffene, die einen allergischen Schock – eine sehr schwere Allergiereaktion – erleiden, wenden im Notfall ein Notfallset mit verschiedenen Medikamenten an. Bei entsprechender Neigung bekommen die Patienten ein solches Set im Vorfeld von einem Arzt verschrieben. Zusätzlich müssen sie ärztlich versorgt werden, unter anderem mit einem Antihistaminikum als Injektion.

Bei schwächeren Allergiesymptomen verordnen Mediziner häufig Mittel zum äußerlichen Auftrag auf eine begrenzte Körperstelle. Zu den lokalen Antihistaminika zählen zum Beispiel Nasensprays, die bei laufender Nase und Niesreiz Abhilfe schaffen. Solche Präparate zur örtlichen Anwendung haben den Vorteil, dass sie besonders schnell und nebenwirkungsarm wirken können.

Wussten Sie, dass Sie bei ZAVA ein Rezept für Nasonex® anfragen können? Dabei handelt es sich um ein Nasenspray zur Behandlung allergischer Reaktionen. Es enthält den Wirkstoff Mometason, ein sogenanntes Kortikosteroid, das einen entzündungshemmenden und abschwellenden Effekt entfaltet.

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Auch Augentropfen zählen zu den lokalen Antihistaminika und werden bei geschwollenen Augen, zum Beispiel bei Heuschnupfen oder Tierhaarallergie, eingesetzt. Leiden Betroffene dagegen unter Sonnenallergie, einem Insektenstich oder anderen allergischen Reaktionen auf der Haut, bieten sich Präparate wie Salben, Cremes oder Gele an, die sie direkt auf die Hautregionen auftragen können.

Antihistaminika: Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Zu den am häufigsten vorkommenden Nebenwirkungen von Antihistaminika zählen:

  • Kopfschmerzen
  • Benommenheit
  • Schläfrigkeit
  • Mundtrockenheit

Trotz der vergleichsweise geringen Wahrscheinlichkeit, dass die Wirkstoffe die Blut-Hirn-Schranke passieren, kann es auch bei den neueren Histamin-Rezeptorantagonisten zu einer leichten Müdigkeit kommen.

Wichtig: Patienten mit Herz-, Nieren- oder Leberproblemen sowie Schwangere und stillende Mütter sollten mit einem Arzt absprechen, ob die Therapie für sie geeignet ist. Unter Umständen können die Antihistaminika vorliegende Beschwerden verschlimmern oder Reaktionen beim Baby auslösen.

Die Einnahme eines Antihistaminikums kann das Ergebnis eines Allergietests verfälschen. Informieren Sie daher Ihren Arzt darüber, sofern Sie bereits Medikamente gegen Allergien anwenden.

Treten bei Ihnen Nebenwirkungen in Verbindung mit Antihistaminika auf, stimmen Sie das weitere Vorgehen unbedingt mit einem Arzt ab. Insbesondere bei schweren Begleiterscheinungen sollten Sie die Einnahme sofort unterbrechen und einen Mediziner oder Apotheker kontaktieren.

Sie leiden unter Heuschnupfen, Nesselsucht (Urtikaria) oder anderen allergischen Reaktionen und suchen das passende Arzneimittel? Füllen Sie einfach den medizinischen Fragebogen aus. Je nach Angemessenheit stellen Ihnen unsere Ärzte ein Rezept für eines dieser Medikamente aus:

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Augentropfen, Tablette, Spray: Wie werden Antihistaminika angewendet?

Antihistaminika gibt es in verschiedenen Darreichungsformen. Gängige Präparate mit Wirkstoffen wie Levocetirizin oder Fexofenadin nehmen Anwender oral in Form von Allergietabletten ein. Die Klasse der alten H1-Antihistaminika verschreiben Ärzte aufgrund der stark sedierenden Wirkung inzwischen eher zur örtlichen Anwendung – zum Beispiel in Form von Salben bei allergischen Hautreaktionen.

Patienten sollten die Dosierung und Dauer der Anwendung immer mit einem Arzt absprechen, insbesondere wenn bei einer früheren Behandlung mit Antihistaminika Nebenwirkungen aufgetreten sind.

Welches Antihistaminikum ist das richtige?

Bei allergischen Reaktionen eignen sich heute vor allem H1-Antihistaminika der 2. (bzw. 3.) Generation. Sie setzen direkt an den H1-Rezeptoren an, wirken schneller und sind mit weniger Nebenwirkungen verbunden als die Antihistaminika der 1. Generation, wie zum Beispiel Clemastin oder Dimetinden.

Welches Medikament besser wirkt, richtet sich nach der Art der Allergie, den Symptomen und möglichen Vorerkrankungen. Auch individuelle Präferenzen spielen eine Rolle: Manche Patienten bevorzugen die orale Einnahme von Antihistaminika-Tabletten, während andere lieber eine Kombination aus Nasenspray und Augentropfen verwenden. Sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt, um das passende Medikament zu ermitteln.

Fazit: Antihistaminika bei Heuschnupfen

Häufiges Niesen, tränende Augen und juckende Hautstellen – bei allergischen Reaktionen greifen viele Menschen zu Antihistaminika. Dabei handelt es sich oftmals um neuere H1-Rezeptorantagonisten. Diese stabilisieren die Bindungsstellen des Histamins und hemmen damit die Wirkung des Botenstoffs. Die Symptome der Allergie lassen sich unterdrücken und Beschwerden mildern. Im Gegensatz zu früheren Generationen gelangen die neuen Wirkstoffe kaum noch ins Gehirn, wodurch sie weniger müde machen und rascher wirken.

Häufig gestellte Fragen

Was gibt es für Antihistaminika?

Antihistaminika der 1. Generation sind zum Beispiel Clemastin, Hydroxyzin oder Dimetinden. Zu den Antihistaminika der 2. und 3. Generation zählen Terfenadin, Levocetirizin, Ebastin, Cetirizin, Loratadin, Rupatadin, Desloratadin und Fexofenadin.

Was macht ein Antihistaminikum?

Bei einer allergischen Reaktion setzt der Körper Histamin frei. Antihistaminika ähneln dem körpereigenen Gewebshormon und stabilisieren seine Bindungsstellen. Das hemmt die Wirkung von Histamin und lindert die Symptome der Allergie.

Wie gefährlich sind Antihistaminika?

Starke Nebenwirkungen treten bei Antihistaminika relativ selten auf. Vor allem Substanzen der 1. Generation können aber Begleiterscheinungen wie Müdigkeit, Schwindel und Kopfschmerzen auslösen. Patienten, die unter einer Herz-, Nieren- oder Leberschwäche leiden, sollten die Einnahme mit einem Arzt absprechen.

Welche Antihistaminika sind rezeptfrei erhältlich?

Antihistaminika-Tabletten mit den Wirkstoffen Loratadin, Cetirizin oder Levocetirizin können Sie in der Apotheke ohne Rezept erwerben. Bei ZAVA erhalten Sie zum Beispiel das Medikament Levocetirizin HEXAL® rezeptfrei.

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Denise Drechsel Medizinische Autorin

Denise Drechsel unterstützt ZAVA bei der medizinischen Texterstellung und -prüfung. Sie ist Apothekerin und hat ihr Pharmaziestudium an der Freien Universität in Berlin 2017 abgeschlossen. Seit Erhalt der Approbation war Sie als Filialleiterin und angestellte Apothekerin in verschiedenen Apotheken tätig. Zurzeit befindet Sie sich in der Weiterbildung zur Fachapothekerin für Allgemeinpharmazie.

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