Dutasterid

Michel Wenger

Medizinisch geprüft von

Dr. med. Michel Wenger

Letzte Änderung: 29 Mai 2019

Der 5α-Reduktase-Hemmer Dutasterid

Inhalt
Ein junger Mann muss bei einem Blick in den Spiegel feststellen, durch Dutasterid immer mehr Haare zu verlieren.
 

Dutasterid wird als 5α-Reduktase-Hemmer bei einer gutartigen Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie) sowie als Off-Label-Use bei anlagebedingtem Haarausfall (androgenetischer Alopezie) eingesetzt. Es gilt als wirksames Medikament, dessen Effektivität in wissenschaftlichen Studien bestätigt werden konnte. Allerdings ist es durch den Eingriff in den Hormonhaushalt nicht ohne Nebenwirkungen.

ZAVA erklärt, wie genau Dutasterid wirkt, wie es eingenommen wird, und was bei der Einnahme beachtet werden sollte.

Was ist Dutasterid?

Dutasterid ist ein sogenannter 5α-Reduktase-Hemmer und gehört, wie beispielsweise die Sexualhormone, zur Stoffklasse der Steroide. Er greift in den Stoffwechsel der männlichen Hormone (Androgene) ein.

Wie wirkt Dutasterid?

Dutasterid hemmt das Enzym 5α-Reduktase. Dieses kommt in verschiedenen Organen des menschlichen Körpers vor. Es hat die Funktion, das Sexualhormon Testosteron in die biologisch aktivere Form, das Dihydrotestosteron (DHT) umzuwandeln.

DHT bewirkt in der Prostata, dass sich die Zellen schneller teilen und somit eine Vergrößerung des Organs stattfindet. Durch eine Hemmung der 5α-Reduktase durch Dutasterid wird vermindert DHT gebildet und der Wachstumsreiz der Prostata wird reduziert.

An der Kopfhaut fördert DHT bei anlagebedingtem Haarausfall den Verlust von Haaren. Dutasterid unterbindet diesen Prozess und verhindert somit eine Ausdünnung der Kopfhaare.

Was sind die Einsatzgebiete von Dutasterid?

Dutasterid wird vorwiegend zur Behandlung von Beschwerden im Rahmen einer gutartigen Prostatavergrößerung (BPH) eingesetzt. Bei der BPH wird durch die wachsende Prostata die Blasenfunktion spürbar eingeschränkt. Dadurch kann es zu unangenehmen Symptomen kommen, wie z.B. Schmerzen beim Wasserlassen, häufigem, auch nächtlichem Harndrang, Entleerungsstörungen der Harnblase und Nachträufeln. Dutasterid entzieht der Prostata ihren Wachstumsreiz, indem es die Bildung des wachstumsfördernden DHT verhindert. Dafür wird Dutasterid meist über einen längeren Zeitraum, d.h. über mehrere Monate hinweg eingenommen. Zur kurzfristigen Anwendung kommt es vor allem vor Operationen an der Prostata sowie zur Verhinderung eines akuten Harnverhalts aufgrund einer totalen Blockade der Harnröhre.

Ein weiterer Vertreter der 5α-Reduktase-Hemmer, das Finasterid, wird hingegen bei anlagebedingtem Haarausfall (androgenetischer Alopezie) regulär verschrieben. Da Dutasterid einen ähnlichen Wirkmechanismus aufweist wie Finasterid ist es grundsätzlich auch zur Behandlung von dieser Form des Haarausfalls geeignet. Allerdings ist Dutasterid momentan nicht für diese Indikation in Deutschland zugelassen. Wenn Ärzte daher Dutasterid zur Behandlung des anlagebedingten Haarausfalls verschreiben möchten, müssen sie dies off-label tun.

Wie effektiv verringert Dutasterid die Beschwerden?

In Bezug auf die Symptome bei einer Prostatavergrößerung verbessert Dutasterid die Beschwerden, die im Zusammenhang mit dem Wasserlassen auftreten. In einer Studie konnte Dutasterid den sogenannten IPSS-Score, d.h. eine Maßangabe für die Stärke der Beschwerden, um 1,78 Punkte senken. Außerdem wurde der maximale Harnfluss gesteigert und die Prostata war nach mehr als sechsmonatiger Einnahme um durchschnittlich 17,4 cm³ kleiner.

In Bezug auf den Haarausfall konnten verschiedene Studien zeigen, dass unter Einnahme von Dutasterid die Anzahl, die Länge und auch das Wachstum der Haare verbessert wird. Dabei sind 0,5 mg Dutasterid sogar effektiver als dieselbe Menge der für die Behandlung von Haarausfall zugelassenen Substanz Finasterid. Trotz dieser positiven Ergebnisse wartet Dutasterid in Deutschland aktuell noch auf seine offizielle Zulassung für die Therapie der androgenetischen Alopezie.

Welche Nebenwirkungen können von Dutasterid hervorgerufen werden?

Beim Auftreten von Nebenwirkungen empfiehlt es sich, umgehend einen Arzt aufzusuchen.

Häufige Nebenwirkungen, d.h. Beschwerden, die bei bis zu einem von 10 Männern während der Einnahme des Medikaments auftreten sind z.B.:

  • Impotenz, also die Unfähigkeit eine Erektion zu bekommen und/oder aufrecht zu erhalten
  • Libidoverlust (vermindertes sexuelles Verlangen)
  • Probleme beim Samenerguss (Ejakulation)
  • Schwellung der Brust (Gynäkomastie).

Diese Nebenwirkungen können auch noch Monate nach Einnahme von Dutasterid bestehen bleiben, da das Medikament eine lange Halbwertszeit von etwa 5 Wochen aufweist. Bei der Einnahme von Finasterid kann zudem nicht ausgeschlossen werden, dass sich das Risiko für männlichen Brustkrebs erhöht.

Sehr selten können Patienten allergisch auf Dutasterid reagieren. Anzeichen einer solchen allergischen Reaktion sind z.B.:

  • (juckender) Hautausschlag
  • Quaddeln am ganzen Körper
  • Schwellungen der Augenlider, der Lippen oder anderer Körperteile.

Insbesondere für den chemisch verwandten Stoff Finasterid ist das sogenannte Post-Finasterid-Syndrom bekannt. Bei diesem Syndrom kommt es nach Einnahme von Finasterid (und wahrscheinlich auch Dutasterid) zu dauerhaften Schäden wie z.B. Erektions- und Libidostörungen, Penisschrumpfung, Depressionen oder Gedächtnisstörungen.

Welche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind bekannt?

Folgende Medikamente können mit Dutasterid wechselwirken und auf diese Weise die Wahrscheinlichkeit für Nebenwirkungen erhöhen:

  • Verapamil, Diltiazem (bei Herzerkrankungen, Bluthochdruck)
  • Ritonavir, Indinavir (bei HIV)
  • Itraconazol, Ketoconazol (bei Pilzerkrankungen)
  • Nefazodon (bei Depressionen)
  • Tamsulosin (kann bei gleichzeitiger Einnahme zu Schwindel führen).

Was muss man während der Einnahme von Dutasterid beachten?

Dutasterid kann eventuell die Zeugungsfähigkeit eines Mannes beeinträchtigen, da es die Anzahl der Spermien im Ejakulat verringern kann.

Des Weiteren sollten Männer, die Dutasterid einnehmen, nicht Blut spenden. Auch nach Beendigung der Einnahme sollte der Abstand zur Blutspende mindestens 6 Monate betragen, da es so lange dauern kann bis das Medikament vollständig abgebaut ist.

Ist unter der Einnahme von Dutasterid weiterhin Geschlechtsverkehr möglich?

Wenn ein Mann Dutasterid einnimmt gelangt das Medikament auch in die Samenflüssigkeit. Es ist nicht notwendig auf Geschlechtsverkehr zu verzichten, falls die Partnerin jedoch schwanger ist oder sein könnte, sollte ein Kondom verwendet werden. Dutasterid kann über die Haut und Schleimhaut auch in den Körper der Person gelangen, die mit dem Stoff in Berührung kommt. Dutasterid ist für ungeborene Kinder im Mutterleib schädlich, wodurch es zu Geburtsdefekten und Missbildungen kommen kann.

Schützt Dutasterid vor Prostatakrebs?

Patienten, die 5α-Reduktase-Hemmer wie Dutasterid oder Finasterid einnehmen, haben Studien zufolge ein geringeres Risiko an Prostatakrebs zu erkranken. Es ist aber noch unklar, ob dies auch zu einer Senkung der Sterberate an diesem Karzinom führt.

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Medizinisch geprüft von:
Dr. med. Michel Wenger

Dr. med. Michel Wenger ist Leiter der klinischen Geschäftsenwicklung für Deutschland. Neben seinem Abschluss in Medizin hält er einen MBA in Strategy and Marketing Consulting von der Cambridge Judge Business School.

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Letzte Änderung: 29 Mai 2019




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