Ethinylestradiol: Wirkstoff in vielen Pillen

Dr. Nadia Schendzielorz

Medizinisch geprüft von

Dr. Nadia Schendzielorz

Letzte Änderung: 12 Mai 2023

Zur oralen Verhütung (Antibabypille) steht mittlerweile eine Vielzahl von geeigneten Präparaten zur Verfügung. Sie weisen entweder einen einzelnen wirksamen Bestandteil oder eine Wirkstoffkombination auf. Kombinierte hormonelle Kontrazeptiva (KHK), auch Kombinationspillen genannt, enthalten neben einem Gestagen ein Östrogen. Hierbei handelt es sich meist um Ethinylestradiol, einen der bekanntesten Vertreter der Östrogene. Doch welche Funktionen erfüllt Ethinylestradiol bei der Empfängnisverhütung genau? Gibt es Nebenwirkungen? Dieser Beitrag gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Inhalt
Ethinylestradiol: Verschiedene Blister von Verhütungspillen.
 

Was ist Ethinylestradiol?

Estradiol gehört zu den körpereigenen Östrogenen und damit zu den weiblichen Sexualhormonen. Ethinylestradiol ist eine Form des Estradiols. Der Begriff bezeichnet ein Derivat des körpereigenen Estradiols, das in einigen Präparaten zur Empfängnisverhütung (Antibabypille) eingesetzt wird.

Zum Hintergrund: Antibabypillen kamen bereits in den 60er Jahren auf den Markt. Die erste damals verfügbare Pille enthielt eine Vorstufe (Prodrug) von Ethinylestradiol. Die Studienlage und Erfahrungen mit Ethinylestradiol sind demnach weitreichend.

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Wo liegt der Unterschied zwischen Estradiol und Ethinylestradiol?

Ethinylestradiol weist im Vergleich zum Estradiol eine höhere Bioverfügbarkeit auf. Das bedeutet, dass der Körper die Substanz besser aufnehmen kann. Außerdem zeigt Ethinylestradiol eine stärkere biologische Aktivität und wird langsamer abgebaut. Beide Aspekte sind für eine zuverlässige empfängnisverhütende Wirkung vorteilhaft.

Empfängnisverhütung: Wie wirkt Ethinylestradiol?

Estradiol als eines der wirksamsten Östrogene reguliert im Zusammenspiel mit weiteren Hormonen den weiblichen Zyklus: Kurz vor dem Eisprung steigt der körpereigene Östrogenspiegel und fällt anschließend schnell wieder ab. Dieser Vorgang führt gleichzeitig zu einer Ausschüttung des luteinisierenden Hormons (LH) und des follikelstimulierenden Hormons (FSH). Letzten Endes folgt daraus die Auslösung des Eisprungs.

Der Eisprung beschreibt die Freigabe der Eizelle aus dem Eierstock. Im Eileiter kann es nun zu einer Befruchtung durch ein Spermium kommen. Die Gabe von Ethinylestradiol unterdrückt den beschriebenen LH-Anstieg und damit den Eisprung. Der Einsatz eines Östrogens zur Empfängnisverhütung hat außerdem den Effekt, dass der Östrogenspiegel nicht abfällt: Die ausbleibende Schwankung des Östrogens durch die Einnahme von Ethinylestradiol suggeriert dem Körper, dass keine neue Eizelle reifen muss. Ethinylestradiol hemmt somit als Wirkstoff in der Antibabypille die Eireifung.

Für eine sichere Verhütung und einen stärkeren Schutz steht Ethinylestradiol in Kombination mit einem Gestagen, wie zum Beispiel Levonorgestrel, zur Verfügung.

Ethinylestradiol in Kombinationspillen

In Pillen zur Empfängnisverhütung verwendet man häufig eine Wirkstoffkombination aus einem Östrogen zusammen mit einem Gestagen. Gestagene sind die synthetische Form des Progesterons (Gelbkörperhormon). Sie gehören – ebenso wie die Östrogene – in die Gruppe der weiblichen Sexualhormone.

Kombinationspillen enthalten üblicherweise 20-35 µg (Mikrogramm) Ethinylestradiol. Bei einem Gehalt unter 50 µg bezeichnet man sie auch als Mikropillen.

Unterscheidung und Wirkung von Gestagenen

Ethinylestradiol und das jeweilige Gestagen ergänzen sich in ihrer empfängnisverhütenden Wirkung. Je nach verwendetem Gestagen kommt es zu einer zusätzlichen Hemmung der Eireifung beziehungsweise des Eisprungs. Gestagene erschweren außerdem die Befruchtung der Eizelle durch Veränderungen des Zervixschleims sowie der Gebärmutterschleimhaut. Der Schleim wird zäher, sodass die Spermien die Eizelle schlechter erreichen können – sie sind also quasi nicht in der Lage, bis zu ihrem Ziel zu schwimmen. Sollte es dennoch zu einer Befruchtung kommen, kann eine Schwangerschaft immer noch verhindert werden, da das Gestagen den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut verhindert und das befruchtete Ei keine Möglichkeit hat, sich einzunisten.

Gestagene in Kombinationspillen mit Ethinylestradiol

Folgende Gestagene können in Kombinationspillen enthalten sein:

  • Desogestrel
  • Dienogest
  • Drospirenon
  • Chlormadinonacetat
  • Levonorgestrel
  • Norgestimat
  • Norethisteron

Wichtig zu wissen: Bei der Einnahme der sogenannten Minipille, die ausschließlich auf die Wirkung eines Gestagens setzt, ist je nach verwendetem Wirkstoff genau auf den Einnahmezeitpunkt zu achten. Im Gegensatz dazu ist der Empfängnisschutz bei den meisten Kombinationspillen mit Ethinylestradiol auch bei einer verspäteten Einnahme (bis zu 12 Stunden) gewährleistet.

Wann darf ich eine Kombinationspille mit Ethinylestradiol nicht einnehmen?

Wenn eine oder mehrere der genannten Erkrankungen auf Sie zutreffen, darf Ethinylestradiol nicht eingenommen werden. Der Arzt kann mit Ihnen in diesem Fall eine alternative geeignete Verhütungsmethode besprechen:

  • Blutgerinnsel in den Beinen, der Lunge oder einem anderen Organ (aktuell oder in der Vergangenheit)
  • Vorliegen einer Blutgerinnungsstörung (z.B. Protein-C- oder Protein-S-Mangel, Faktor-V-Leiden etc.)
  • Herzinfarkt oder Schlaganfall
  • Angina pectoris oder transitorische ischämische Attacke
  • wenn Sie kurz vor einer Operation stehen oder längere Zeit bettlägrig sind
  • schwerer Diabetes
  • sehr hoher Blutdruck
  • sehr hohe Blutfettwerte
  • Hyperhomocysteinämie
  • Migräne mit Aura
  • Lebererkrankungen
  • Tumor der Leber
  • Brustkrebs oder Krebserkrankung der Genitalorgane (auch Verdacht auf solche)
  • nicht abgeklärte vaginale Blutungen
  • Überempfindlichkeit gegen Ethinylestradiol oder einen sonstigen Bestandteil des Präparats

Für eine vollständige Aufzählung aller Gegenanzeigen lesen Sie bitte immer die Packungsbeilage oder fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.

Nebenwirkungen von Ethinylestradiol?

Ethinylestradiol ist zur Empfängnisverhütung in Kombinationspillen enthalten. Das heißt, dass die allgemeine Verträglichkeit von beiden Wirkstoffen abhängt. Wie viele andere Medikamente auch können die Präparate je nach Stärke und Wirkstoff-Art Nebenwirkungen hervorrufen. Unerwünschte Begleiterscheinungen müssen aber nicht bei allen Anwenderinnen auftreten.

Folgende Nebenwirkungen sind unter anderem in den Packungsbeilagen von Kombinationspillen beschrieben:

  • Kopfschmerzen
  • Wassereinlagerungen
  • Stimmungsschwankungen
  • Unterleibsschmerzen oder Übelkeit
  • Akne

Weitere mögliche Nebenwirkungen, die in Zusammenhang mit der Einnahme einer Pille mit Östrogen stehen:

  • Übelkeit
  • Brustspannen
  • Gewichtszunahme
  • verlängerte Blutungen oder Durchbruchblutungen

Die Häufigkeit und Art der Nebenwirkungen kann der Produktinformation der jeweiligen Kombinationspille entnommen werden. Diese können sich je nach verwendeter Gestagen-Komponente unterscheiden.

Die Einnahme von Östrogen steht im Zusammenhang mit einem vermehrten Auftreten von Thrombosen (Blutgerinnseln). Der Östrogen-Anteil in Antibabypillen ist heute deutlich geringer als zur Einführung der Präparate und dient hauptsächlich der Zyklusstabilisierung. Das unterschiedliche Thromboserisiko von Kombinationspillen mit Ethinylestradiol ist aus diesem Grund hauptsächlich auf den enthaltenen Anteil an Gestagen zurückzuführen. Die Gefahr für das Auftreten eines Blutgerinnsels ist laut aktuellen Erkenntnissen im 1. Jahr der Anwendung oder bei Wiederaufnahme nach einer längeren Pillenpause (4 oder mehr Wochen) am größten.

Wann besteht bei Frauen ein erhöhtes Thromboserisiko?

Vor der Einnahme einer Pille mit Ethinylestradiol sollten Frauen mögliche Risikofaktoren und Gegenanzeigen (Kontraindikationen) mit dem behandelnden Arzt besprechen.

Folgende Grundvoraussetzungen können ein erhöhtes Risiko für Thrombosen bedeuten. Frauen verzichten besser auf eine kombinierte hormonelle Verhütung bei:

  • starkem Übergewicht
  • Alter über 35 Jahre
  • Rauchen
  • Thrombose/Thromboembolie (auch bei einem nächsten Angehörigen)
  • einer vor Kurzem erfolgten Entbindung

In manchen Fällen kann ein Pillenwechsel auf ein anderes Präparat oder der Umstieg auf ein alternatives Verhütungsmittel sinnvoll sein. Die Ärzte von ZAVA stehen Ihnen hier gerne für Rückfragen zur Verfügung: Über Ihr Patientenkonto können Sie sich sowohl zur Anwendung als auch zu alternativen Präparaten und Methoden zur Verhütung beraten lassen.

Welche Pillen enthalten Ethinylestradiol?

Interessieren Sie sich für eine Pille mit Ethinylestradiol? Folgende Pillen können Sie bei ZAVA anfragen. Hierzu füllen Sie zunächst unseren medizinischen Fragebogen zur Verhütung aus. Die Auswertung erfolgt durch einen unserer Ärzte. Bei Eignung des Präparats erfolgt eine Verschreibung sowie die anschließende Zusendung des Medikaments oder des Rezepts.

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Häufig gestellte Fragen

Ist Ethinylestradiol ein Östrogen?

Ethinylestradiol ist die in Pillen am häufigsten verwendete Form des körpereigenen Estradiols. Es gehört zur Klasse der Östrogene, also der weiblichen Sexualhormone.

Wofür wird Ethinylestradiol verwendet?

Bei Ethinylestradiol handelt es sich um ein Östrogen mit empfängnisverhütender Wirkung. Es wird daher häufig in Antibabypillen verwendet.

In welcher Pille ist Ethinylestradiol enthalten?

Ethinylestradiol ist einer von 2 Wirkstoffen in Kombinationspillen und Mikropillen.

Was sind die Nebenwirkungen von Ethinylestradiol?

Zu den Nebenwirkungen, die auf Östrogene wie Ethinylestradiol zurückzuführen sind, gehören unter anderem Übelkeit, Brustspannen, Kopfschmerzen, Gewichtszunahme und ein erhöhtes Thromboserisiko.

Wie gefährlich ist Ethinylestradiol?

Die erste Pille kam vor circa 60 Jahren auf den Markt. Sie enthielt bereits eine Vorstufe (Prodrug) des Ethinylestradiol. Die Studienlage und Erfahrungen mit der Wirkung und den Nebenwirkungen von Ethinylestradiol sind demnach weitreichend. Ethinylestradiol und seine Verwendung in Kombinationspillen werden fortlaufend auf ihre Sicherheit überprüft. Aktuelle Ergebnisse zur Risikobewertung sowie Empfehlungen sind bei den Behörden öffentlich zugänglich.

Was ist der Unterschied zu Levonorgestrel?

Levonorgestrel ist ein Gestagen, das zusammen mit Ethinylestradiol als Wirkstoff in Antibabypillen verwendet wird. Es handelt sich um ein Gestagen der 2. Generation. Levonorgestrel kann im Gegensatz zu Ethinylestradiol auch als Monopräparat (Minipille) zur Empfängnisverhütung eingesetzt werden. Im Vergleich zur Kombinationspille ist dann der exakte tägliche Zeitpunkt der Einnahme sehr wichtig, um die Wirksamkeit sicherzustellen. Levonorgestrel ist außerdem in hoher Dosierung als Notfallverhütung, also als sogenannte „Pille danach”, im Handel erhältlich.

Was ist der Unterschied zu Dienogest?

Bei Dienogest handelt es sich im Gegensatz zu Ethinylestradiol um ein Gestagen. Kombinationspillen zur Verhütung mit Ethinylestradiol und Dienogest werden meist bei Akne und Regelbeschwerden verschrieben. Als Monopräparat ist Dienogest auch zur Behandlung von Endometriose zugelassen.

Was ist der der Unterschied zu Desogestrel?

Desogestrel ist ein Gestagen der 3. Generation und kein Östrogen wie Ethinylestradiol. Der Wirkstoff steht sowohl in Kombination mit Ethinylestradiol in Antibabypillen als auch in einer Minipille als Einzelwirkstoff zur Verfügung.

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Medizinisch geprüft von:
Dr. Nadia Schendzielorz Medizinische Autorin

Dr. Nadia Schendzielorz war von 2016 bis 2020 Apothekerin bei ZAVA und unterstützt das Team nun freiberuflich bei der medizinischen Textprüfung. Sie schloss ihr Studium der Pharmazie an der Rheinischen-Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn ab. Im Anschluss arbeitete sie an ihrer Dissertation an der Universität von Helsinki in Finnland und promovierte erfolgreich im Fachbereich Pharmakologie.

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