Gefäßerkrankungen

Welche gibt es und wie werden sie behandelt?

Inhalt
Junge Frau verspürt aufgrund einer Gefäßerkrankung Schmerzen und hat ein Hämatom in ihrem Bein.
 

Gefäßerkrankungen im weitesten Sinne betreffen die Arterien oder die Venen. Der Begriff „Gefäßerkrankungen“ umfasst ein sehr großes Spektrum vieler verschiedener Erkrankungen. Darunter sind einige sehr häufige Gefäßleiden und viele weitere, seltenere Erkrankungen zu verstehen. Gefäßerkrankungen stellen in den Industrienationen ein immer größer werdendes Problem dar. Das Risiko steigt mit dem zunehmenden Bevölkerungsalter – im hohen Alter leiden mittlerweile sehr viele Menschen unter einer Erkrankung der Gefäße.

ZAVA klärt die wichtigsten Fragen zum Thema Gefäßerkrankungen.

Welche Arten von Gefäßerkrankungen gibt es?

Da der Begriff „Gefäßerkrankungen“ eine sehr große, heterogene Gruppe von Erkrankungen umfasst, werden diese zunächst eingeteilt in Leiden der Arterien und der Venen. Die Arterien sind die zuführenden, sauerstoffreichen Blutgefäße, während die Venen das Blut aus dem Körper zurück zum Herzen transportieren und weniger Sauerstoff enthalten. Aufgrund der unterschiedlichen Funktion der beiden Sorten von Blutgefäßen sind sie auch makro- und mikroskopisch unterschiedlich aufgebaut und die möglichen Erkrankungen sind sehr vielseitig.

Welche sind die häufigsten arteriellen Gefäßerkrankungen?

Die häufigsten Erkrankungen der zuführenden Blutgefäße sind die periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK), Gefäßverschlüsse, eine Aussackung in einer oder mehreren Arterien sowie entzündliche Erscheinungen der Arterien.

Was ist die Gefäßerkrankung PAVK?

PAVK steht für periphere arterielle Verschlusskrankheit. Sie wird im Volksmund auch „Schaufensterkrankheit“ genannt. „Peripher“ bedeutet körperfern, die Erkrankung betrifft also die Arterien der Gliedmaßen, insbesondere die im Becken und in den Unterschenkeln. Unter der PAVK leiden etwa fünf Prozent der über 70-Jährigen. Besonders betroffen sind Raucher, da die Inhaltsstoffe der Zigaretten die Gefäße stark schädigen. Weitere Risikofaktoren und Begleiterkrankungen sind ein hoher Blutdruck und Diabetes mellitus.

Bei einer bestehenden PAVK kommt es zu Verschlüssen in den Arterien. Die von der betroffenen Arterie versorgten Muskeln und Nerven werden nicht mehr ausreichend durchblutet und es kommt zu Schmerzen, besonders bei Belastung. So ist die Bezeichnung „Schaufensterkrankheit“ entstanden: Betroffene müssen beim Gehen immer wieder Pausen machen, da durch den Gefäßverschluss Schmerzen entstehen, die im Ruhezustand wieder nachlassen. Sie bleiben deshalb oft stehen, wie zum Beispiel vor Schaufenstern.

Die Behandlung erfolgt je nach Schweregrad angefangen bei manueller- und Physiotherapie bis hin zu chirurgischen Eingriffen.

Was sind die Kennzeichen der weiteren wichtigen arteriellen Gefäßerkrankungen?

Gefäßverschlüsse entstehen meist durch Thromben, also Blutgerinnsel in den Gefäßen. Diese entstehen unter anderem aufgrund von Arteriosklerose, der koronaren Herzkrankheit, nach Herzinfarkten oder Operationen. Es gibt aber noch viele weitere Risikofaktoren: Zum Beispiel steigert auch die Pille das Thromboserisiko.

Aussackungen in den Arterien, sogenannte Aneurysmen, entstehen ebenfalls in erster Linie durch arteriosklerotische Veränderungen der Arterien. Dabei dehnt sich die Gefäßwand aus und kann andere Organe verdrängen. Meist ist die Baucharterie (Aorta) betroffen. In seltenen Fällen kann das Aneurysma reißen und zu lebensgefährlichen inneren Blutungen führen. Entzündliche Erkrankungen der Arterien werden in der Fachsprache Vaskulitiden (Einzahl: Vaskulitis) genannt. Hierbei entzünden sich ein oder mehrere Blutgefäße, was zu Verwirbelungen im Blutstrom und so zu Blutgerinnseln führen kann. Eine Vaskulitis ist deshalb immer ein Risikofaktor für die Entstehung von Thromben.

Welches sind die wichtigsten venösen Gefäßerkrankungen?

Die Venen sind durch ihren anderen Aufbau auch von anderen Krankheiten betroffen als die Arterien. Besonders hervorzuheben sind die in den Venen enthaltenen Klappen, die den Rückstrom des Blutes in die Gliedmaßen verhindern sollen und den Transport Richtung Herz ermöglichen. Außerdem ist die Wand der Venen deutlich dünner und elastischer. Die wichtigsten aus diesen Umständen entstehenden Erkrankungen sind die Krampfadern (Varizen), die tiefe Beinvenenthrombose und die daraus entstehende chronisch venöse Insuffizienz (CVI).

Was genau sind Krampfadern und wie kann man sie behandeln?

Die Erkrankung, bei der es zu Krampfadern kommt, wird von Medizinern Varikosis genannt, die Krampfadern selbst heißen Varizen. Sie betrifft die oberflächlichen Venen, die sich besonders bei genetischer Vorbelastung im Laufe des Lebens deutlich erweitern und so den Rücktransport des Blutes zum Herzen erschweren. Diese erweiterten Venen zeigen sich in Form von Besenreisern oder Krampfadern. Sie sehen jedoch nicht nur unschön aus, die Erkrankung verursacht auch ein unangenehmes Schweregefühl bis hin zu Schmerzen in den Beinen, besonders nach langem Stehen und Sitzen. Besserung erfolgt meist durch Bewegung, da durch Muskelaktivität der Rückfluss des Blutes zum Herzen gefördert wird. Auch entstandene Knöchelschwellungen können durch Bewegung meist wieder rückgängig gemacht werden.

Die Behandlung sieht daher bei leichteren Formen gezielte Bewegung und gegebenenfalls das Tragen spezieller Kompressionsstrümpfe vor. Kaltwassergüsse und die Einnahme von Rosskastaniensamenextrakten haben sich als natürliche Mittel bis heute bewährt und fördern ebenfalls die Besserung der Beschwerden. In schweren Fällen und nach ausreichender Prüfung möglicher Kontraindikationen kann eine Verödung der betroffenen Venen erfolgen.

Was ist eine tiefe Beinvenenthrombose?

Die tiefe Beinvenenthrombose, auch Phlebothrombose genannt, bezeichnet einen Verschluss einer tiefer gelegenen, großen Beinvene. Mehr als eine halbe Million Menschen haben jährlich in Deutschland eine tiefe Beinvenenthrombose, die behandlungsbedürftig ist. Besonders betroffen sind Menschen, bei denen es schon häufiger zu thrombotischen Ereignissen gekommen ist. Vorerkrankungen wie Arteriosklerose, Operationen und eine bestehende oder kürzlich beendete Schwangerschaft spielen eine wichtige Rolle. Risikofaktor Nummer eins ist jedoch immer noch das Rauchen. Besonders Kombinationen aus Rauchen und Vorerkrankungen oder die Einnahme der Pille spielen für die Entstehung einer Phlebothrombose eine große Rolle. Seltener sind erbliche Krankheiten wie die Thrombophilie oder der Protein-C-Mangel die Ursache.

Bei einem thrombotischen Vorfall einer tiefen Beinvene kommt es zu ziehenden, dumpfen Schmerzen im ganzen Bein, die im Stehen besonders ausgeprägt sind. Dazu kommen ein Schweregefühl im betroffenen Bein, eine Blaufärbung und oft ein Anschwellen zunächst am Knöchel, später im gesamten Beinbereich. Bei einer akuten Beinvenenthrombose wird der Verschluss durch eine Auflösung des Thrombus mit Hilfe von Heparin behandelt. In speziellen Fällen kann der Thrombus operativ entfernt werden.

Was kennzeichnet eine chronisch venöse Insuffizienz?

Die chronisch venöse Insuffizienz (CVI) ist die Folge von wiederkehrenden tiefen Beinvenenthrombosen. Bei der chronischen Venenstauung kommt es zu einer Schwäche der Venenklappen und somit einem schlechteren Rücktransport des Blutes. Durch die Stauung schwellen die Gliedmaßen an. Bei Fortschreiten der Erkrankung ist eine Verbesserung durch Bewegung nicht mehr möglich. Bis zu 15 Prozent der deutschen Bevölkerung leidet unter der CVI, dabei sind mehr als dreimal so viele Frauen wie Männer betroffen. Langfristig führt die verschlechterte Durchblutung zu Hautveränderungen an den betroffenen Gliedmaßen und im späten Stadium zu starken Entzündungen mit offenen Wunden und schlechter Heilung.

Die Behandlung erfolgt zunächst mit Kompressionsstrümpfen und kalten Güssen sowie gezielter Bewegung, um die Venenfunktion so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. Wie bei der Varikosis können die Venen in manchen Fällen verödet werden. Auch in Tablettenform erhältliche Extrakte der Rosskastanie und sekundäre Pflanzenstoffe (Flavonoide) helfen bei einer CVI, um die Wassereinlagerungen verschwinden zu lassen und die Beschwerden zu verbessern.

Was ist wichtig zur Vorbeugung von Gefäßerkrankungen?

Die meisten nicht-erblichen Gefäßerkrankungen entstehen aufgrund eines ungesunden Lebensstils. Besonders das Rauchen ist der wichtigste Risikofaktor, der oft am Anfang einer Erkrankung der Gefäße steht. Wenn das Rauchen mit fortschreitender Erkrankung nicht aufgehört wird, ist eine Besserung der Beschwerden aus ärztlicher Sicht meist nicht oder kaum möglich. Mangelnde Bewegung trägt ebenfalls entscheidend zur Entstehung der arteriellen und venösen Erkrankungen bei. Mit einem gesunden Lebensstil, der die Säulen Ernährung, Bewegung und Erholung umfasst, kann man vielen Erkrankungen, besonders aber den häufigsten Gefäßleiden und dem Diabetes mellitus, vorbeugen.

Letzte Änderung: 01 Aug 2016

Folgerezept für Ihren Blutdrucksenker
Behandlung starten




gmc logo

Gütesiegel & Mitgliedschaften