Haarwachstum

Dr. med. Ulrike Thieme, Medizinische Leiterin bei ZAVA , Foto rund

Medizinisch geprüft von

Dr. med. Ulrike Thieme

Letzte Änderung: 29 Sep 2023

Wie wachsen Haare?

Menschen haben im Durchschnitt 5 Millionen Haare auf dem Körper. Sie unterscheiden sich in ihrer Form und Farbe und verändern sich im Laufe des Lebens. Die Entstehung jedes einzelnen Haares verläuft nach dem gleichen Schema, dem Haarzyklus. Der Haarzyklus wird von jedem Haar einmal durchlaufen und endet mit dem Ausfallen des Haares, während darunter bereits die Basis für ein neues Haar gelegt wird. Alle Infos zum Haarwachstum und wie es bei Haarausfall wieder angeregt werden kann, finden Sie auf dieser Seite.

Inhalt
Junge Frau mit gesundem Haarwachstum fährt sich glücklich durch ihre langen, blonden Haaren.
 

Wie ist ein Haar aufgebaut?

Das menschliche Haar besteht zu einem wesentlichen Teil aus Keratinen. Das sind hochspezialisierte Proteine, die im Haarfollikel produziert werden. Keratine bilden die Hornsubstanz des Haares und sind auch Bestandteil der Fingernägel sowie von Krallen, Hörnern, Hufen, Schnäbeln und Vogelfedern bei Tieren.

Der für Menschen sichtbare Teil eines Haares wird in der Biologie „Haarschaft“ genannt. Er ist in den Follikel eingebettet, der sich direkt unter der Hautoberfläche befindet. Im unteren Teil des Follikels, auch Haarzwiebel genannt, liegt die Haarpapille. Sie ist maßgeblich am Wachstum eines Haares beteiligt.

Wie wachsen Haare?

Haarwachstum läuft in einem dreistufigen Prozess ab, dem Haarzyklus. Er läuft in allen Haaren zeitlich verschoben ab, die Haare sind in ihrem Wachstum nicht synchronisiert: Während eines gerade ausgefallen ist, befindet sich ein anderes gerade im Wachstum. Der Bestand bleibt dadurch stabil, sodass ein Mensch normalerweise zu jeder Zeit in etwa gleich viele Haare auf dem Kopf trägt.

1. Anagene Phase: Wachstum

In dieser Phase wird eine neue Haarwurzel gebildet und das Haar wächst.

Im untersten Teil der Haarwurzel, der Papille, ist der Ursprung des Haarwachstums. Hier werden die Haarzellen durch feinste Blutgefäße mit Nährstoffen versorgt und können sich daher mit einer außergewöhnlich hohen Zellteilungsrate teilen. Die so entstandenen Zellen werden durch immer neu gebildete nachfolgende Zellen durch den Haarwurzelkanal nach oben geschoben. Sie entfernen sich immer weiter von der Papille, werden dehydratisiert und sterben ab. Anschließend findet die Verhornung (Keratinierung) der Zellen statt. Dabei erlangt das Haar eine hohe mechanische Stabilität. Schließlich wird es aus der Kopfhaut (Epidermis) herausgeschoben und der Haarschaft wird sichtbar.

Die Dauer, in der ein Haar in der anagenen Phase verbleibt, entscheidet über die maximale Länge des Haares und ist bei allen Menschen unterschiedlich. Sie hängt zudem vom Bereich des Körpers ab. Die Haare der Kopfhaut können zwischen zwei und sechs Jahren in der anagenen Phase verbleiben, während die feinen Härchen auf den Fingern weniger als sechs Monate in dieser Phase sind. Etwa 85 Prozent der Haare auf der Kopfhaut befinden sich in der anagenen Phase.

2. Katagene Phase: Übergang

Die katagene Phase ist die Übergangsperiode, in der die Nährstoffversorgung und Zellteilungsaktivität in der Papille nachlässt. Das Haarfollikel schrumpft ein, wird verhornt und bewegt sich nach oben zur Epidermis. Diese Phase dauert zwei bis drei Wochen an. Etwa ein bis zwei Prozent der Haare auf der Kopfhaut befinden sich darin.

3. Telogene Phase: Ruhe

In der telogenen Phase wird das Wachstum komplett eingestellt und das Haar trennt sich von der Haarwurzel. Eine neue Haarpapille beginnt bereits zu wachsen und das Follikel regeneriert sich.

Die Verankerung des alten Haares löst sich immer weiter, sodass bereits geringe mechanische Belastungen zum Ausfall führen. So kommt es zum Beispiel beim Haarewaschen oder Kämmen zu vermehrtem Haarausfall. Hierbei handelt es sich um einen natürlichen Vorgang und es besteht noch kein Grund zur Sorge. Etwa zwölf bis 15 Prozent der Kopfbehaarung befinden sich in der telogenen Phase, die sechs bis zwölf Wochen andauert.

Wie viele Haare verliert man normalerweise?

Jeder Mensch verliert täglich bis zu 100 Haare. Beim Haarewaschen oder Kämmen wird das besonders deutlich. Hierbei handelt es sich um einen ganz natürlichen Vorgang: Haare in der telogenen Phase fallen bereits bei geringer mechanischer Belastung aus, die beim Waschen oder Kämmen gegeben ist. Man kann den Haarausfall nicht verhindern, indem man die Haare seltener wäscht oder kämmt. Entgegen der verbreiteten Annahme hat Rasieren ebenfalls keinen Einfluss auf das Haarwachstum.

Verliert man täglich bedeutend mehr als 100 Haare, handelt es sich vermutlich um krankhaften Haarausfall wie z.B. androgenetische Alopezie.

Wie wirken männliche Hormone auf das Haarwachstum?

Hormone, Wachstumsfaktoren und das Erbgut steuern den Übergang zwischen den Phasen des Haarzyklus. Männliche Hormone, sogenannte Androgene (wie Testosteron und DHT) sind die Hauptregulatoren des Haarwachstums. Androgene wirken auf verschiedene Körperregionen entgegengesetzt. Während sie das Haarwachstum im Bereich des Bartes oder der Achselhöhlen stimulieren, können sie auf der Kopfhaut für den Haarausfall verantwortlich sein.

Kommt es zu einem verstärkten Haarausfall, bei dem deutlich mehr als 100 Haare täglich ausfallen, handelt es sich in 95 % der Fälle um androgenetische Alopezie. Diese Art des Haarausfalls ist erblich bedingt und altersabhängig. Sie tritt bei jedem 2. Mann auf und führt zur typischen männlichen Glatzenbildung. Auch Frauen sind von androgenetischer Alopezie betroffen, jedoch deutlich seltener (etwa 20-30 %). Bei Frauen verläuft der Haarausfall deutlich diffuser und oft langsamer als bei Männern und ist daher unauffälliger. Es gibt auch andere Ursachen von Haarausfall, die aber deutlich seltener auftreten.

Fallen nur Kopfhaare aus?

Haarausfall findet in der Regel in allen Körperregionen statt, allerdings wird dem Haarausfall auf dem Kopf die meiste Beachtung geschenkt. Männer fühlen sich oft weniger attraktiv und leiden psychisch unter dem Haarausfall.

Mit dem Wirkstoff Finasterid kann hormonell bedingter Haarausfall behandelt werden. Er ist in Tablettenform (Propecia® und Propecia® Generika) oder als Spray (Fynzur®) erhältlich. Minoxidil kann Haarausfall, der durch androgenetische Alopezie verursacht wird, behandelt werden. Die Wachstumsphase (Anagen) wird durch die Behandlung verlängert, während die Ruhephase (Telogen) verkürzt wird. Der Haarausfall kann dadurch aufgehalten oder sogar umgekehrt werden.

Wie schnell wachsen Haare?

Die Geschwindigkeit des Haarwachstums ist abhängig von der Körperregion und den Erbanlagen. Kopfhaar wächst durchschnittlich 0,33 bis 0,4 mm pro Tag und 14 cm pro Jahr, während Barthaare nur etwa 10 cm jährlich wachsen. Überdies wird das Haarwachstum durch den Hormonhaushalt beeinflusst. So kann es zum Beispiel bei schwangeren Frauen zu beschleunigtem Haarwachstum kommen.

Kann man das Haarwachstum beschleunigen?

Durch eine protein- und vitaminreiche Ernährung kann das normale Haarwachstum in einem geringen Maßstab beschleunigt werden. Ein Aufhalten androgenetischer Alopezie allein durch eine Ernährungsumstellung ist meistens jedoch nicht möglich, da die Ursachen durch die Bestandteile der Nahrung nicht bekämpft werden können.

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Medizinisch geprüft von:
Dr. med. Ulrike Thieme Fachärztin für Neurologie, Medizinische Leiterin

Dr. med. Ulrike Thieme ist Medizinische Leiterin bei ZAVA und seit 2018 Teil des Ärzteteams. Ihre Facharztweiterbildung im Bereich Neurologie schloss sie 2018 ab. Vor ihrer Tätigkeit bei ZAVA arbeitete Dr. med. Ulrike Thieme an einem klinischen Forschungsprojekt über neurodegenerative Erkrankungen am National Hospital for Neurology and Neurosurgery, London.

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Letzte Änderung: 29 Sep 2023

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