Hormonspirale

Dr. med. Ulrike Thieme, Medizinische Leiterin bei ZAVA , Foto rund

Medizinisch geprüft von

Dr. med. Ulrike Thieme

Letzte Änderung: 13 Feb 2019

Wie genau wirkt die Hormonspirale und welche Varianten gibt es?

Inhalt
Eine Hormonspireale liegt zur Veranschaulichung auf einem violetten Hintergrund.
 

Die Hormonspirale ist ein intrauterines hormonelles Verhütungsmittel. Das bedeutet, sie setzt innerhalb der Gebärmutter ein Hormon frei, das eine Schwangerschaft verhindern kann. Es gibt in Deutschland drei zugelassene Hormonspiralen in verschiedenen Größen mit unterschiedlichen Hormonkonzentrationen. So kann individuell entschieden werden, welche Hormonspirale am besten geeignet ist. Zudem ist sie auch für Patientinnen geeignet, die keine Östrogene vertragen.

Die Lage der Hormonspirale wird regelmäßig mit Ultraschall überprüft. Die Spirale kann abhängig vom Modell zwischen drei und fünf Jahren in der Gebärmutter verbleiben.

ZAVA informiert über die Wirkweise, die verschiedenen Modelle sowie typischen Nebenwirkungen der Hormonspirale.

Wie sieht die Hormonspirale aus?

Die Hormonspirale wird in der Fachsprache auch Intrauterinsystem (IUS) genannt. Eine andere Art der Spirale ist die Kupferspirale. Sie ist auch als Intrauterinpessar (IUP) bekannt und wirkt ohne Hormone. Das Aussehen der beiden Spiralen unterscheidet sich jedoch kaum, weshalb beide trotz des unterschiedlichen Wirkmechanismus als Spiralen bezeichnet werden.

Die Hormonspirale besteht aus einem T-förmigen Kunststoffgerüst, an dem unten ein Rückholfaden befestigt ist. Um den senkrechten Teil des Gerüsts befindet sich ein zylinderförmiger Raum, der das wirksame Hormon enthält und kontinuierlich freisetzt. Es gibt leichte Unterschiede in der Größe der verschiedenen Hormonspiralen. Ihre Maße betragen minimal 2,8 x 3,0 und maximal 3,2 × 3,2 Zentimeter.

Wie wirkt die Hormonspirale?

Die Hormonspirale enthält als Hormon das Gestagen Levonorgestrel. Es wird kontinuierlich in sehr geringen Mengen aus der Spirale in die Gebärmutter freigesetzt. Gestagene verändern den typischen Zyklus, bei dem zunächst ein Aufbau der Gebärmutterschleimhaut mit anschließendem Abstoßen bei nicht erfolgter Befruchtung (Menstruationsblutung) stattfindet. Besonders der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut findet deutlich vermindert statt, wodurch einer Eizelle das Einnisten erschwert wird. Auch der Schleim im Gebärmutterhals ist verändert. Seine Konsistenz wird dickflüssiger, so dass die Spermien ihn kaum noch durchdringen können. Das verhindert in den meisten Fällen bereits die Befruchtung der Eizelle. Die Kombination beider Effekte kann effektiv eine Schwangerschaft verhindern. Der Pearl Index, mit dem die Sicherheit von Verhütungsmitteln angegeben wird, beträgt für Hormonspiralen abhängig vom Modell etwa 0,16 bis 0,33. Das heißt, dass 0,16 bis 0,33 von 100 Trägerinnen der Spirale pro Jahr dennoch schwanger werden. Der niedrige Wert beweist eine sehr hohe kontrazeptive Sicherheit der Hormonspirale.

Wie wird die Hormonspirale in die Gebärmutter eingesetzt?

Das Einsetzen wird von einem erfahrenen Arzt durchgeführt, der das Prozedere gut kennt und vorher ein ausführliches Gespräch mit der Patientin geführt hat . Die Hormonspirale wird während der Menstruation eingesetzt. Innerhalb etwa einer Woche in der Blutungsphase ist das Einsetzen am leichtesten, weil zu der Zeit der Muttermund erweitert ist. Nach einer Fehlgeburt in den ersten vier Monaten kann die Hormonspirale auf Wunsch sofort eingesetzt werden. Unter Ultraschallkontrolle und lokaler Betäubung wird die Hormonspirale in der Gebärmutter platziert. Anschließend erfolgt das Kürzen der Rückholfäden, so dass sie jederzeit tastbar sind, aber nicht stören. So kann auch die Patientin das Vorhandensein der Spirale überprüfen.

Welche Hormonspiralen gibt es?

Es gibt drei unterschiedliche in Deutschland erhältliche Hormonspiralen vom Hersteller Jenapharm. In absteigender Hormonkonzentration gibt es die Mirena®, die Kyleena und die Jaydess®. Die Mirena® ist etwas größer als die beiden anderen Hormonspiralen und gibt in 24 Stunden im Durchschnitt 15 Mikrogramm Levonorgestrel in die Gebärmutter ab. Die Kyleena liegt bezüglich ihrer Hormonabgabe in der Mitte. Sie gibt im Durchschnitt in 24 Stunden 9 Mikrogramm Levonorgestrel ab. Ihre Ausmaße sind ebenso klein wie die der Jaydess®. Der Hormongehalt der Jaydess® ist jedoch noch geringer, sie schüttet in 24 Stunden durchschnittlich nur 6 Mikrogramm Levonorgestrel aus.

Solche Durchschnittswerte für die Hormonfreisetzung sind auf die maximale Liegedauer berechnet. Die Mirena® und die Kyleena können laut Hersteller bis zu fünf Jahre in der Gebärmutter verbleiben, die Jaydess® dagegen nur drei.

Welche Hormonspirale ist die beste?

Die erste Hormonspirale Mirena® ist aufgrund ihrer hohen Dosierung relativ reich an Nebenwirkungen und wird nicht immer gut vertragen. Außerdem ist sie durch ihre größeren Maße auch eher für Frauen geeignet, die bereits schwanger waren und deshalb eine etwas größere Gebärmutter haben. Die Jaydess® und die Kyleena sind laut Hersteller aufgrund ihrer geringeren Größe auch für jüngere Frauen, die noch nicht schwanger waren, geeignet. Der Arzt muss jedoch individuell entscheiden, ob die Hormonspirale eingesetzt werden kann. Den aktuellen Leitlinien zufolge ist keine Hormonspirale trotz der geringeren Größe für Frauen ohne vorangegangene Schwangerschaft die Verhütungsmethode der ersten Wahl.

Die beiden neueren Hormonspiralen Jaydess® (2014) und Kyleena (2016) sind außerdem deutlich umstrittener als die Mirena®, die bereits seit 1997 erhältlich ist. Einerseits muss jedes Medikament in Deutschland vor der Zulassung mehrere Prüfungsphasen durchlaufen und wird streng kontrolliert. Andererseits gibt es so kurz nach der Zulassung bisher nur sehr wenige Langzeitstudien zur Anwendung der beiden kleineren Spiralen. Ihre Vor- und Nachteile sind damit noch nicht abschließend erforscht und müssen in Studien weiter betrachtet werden.

Für wen ist die Verhütung mit der Hormonspirale besonders geeignet?

Die Hormonspirale wird nur Frauen empfohlen, die langfristig verhüten möchten. Denn das Einsetzen ist für eine kurze Verweildauer zu aufwendig und auch die Kosten sind dann auf den Monat gerechnet deutlich höher.

Außerdem kann die Hormonspirale ebenso wie die Minipille auch von Frauen zur Verhütung verwendet werden, die kein Ethinylestradiol vertragen. Auch in der Stillzeit sind Östrogene wie das Ethinylestradiol kontraindiziert, da sie in die Muttermilch gelangen. Mit östrogenfreien Verhütungsmitteln wie der Hormonspirale ist eine sichere und langfristige Verhütung schon wenige Wochen nach der Entbindung gewährleistet.

Im Gegensatz zu Kombinations- oder Mikropillen erhöht die Hormonspirale das Thromboserisiko Studien zufolge im Vergleich zu Frauen, die nicht hormonell verhüten, nicht. Deshalb ist sie auch für Anwenderinnen mit einem höheren Thromboserisiko, beispielsweise durch Übergewicht oder Thrombosen in der Familiengeschichte geeignet.

Die Mirena® wird im Gegensatz zu den anderen beiden Hormonspiralen auch speziell bei der sogenannten Hypermenorrhö eingesetzt. Frauen mit sehr starker Menstruationsblutung können durch die relativ hohe Hormonkonzentration langfristig eine deutlich abgeschwächte oder gar nicht mehr auftretende Blutung haben. Auch die Jaydess® und die Kyleena schwächen bei sehr vielen Frauen nach einer gewissen Zeit die Menstruationsblutung ab, jedoch nicht in demselben Ausmaß wie die Mirena®.

Wer sollte nicht mit der Hormonspirale verhüten?

Es gibt einige Kontraindikationen für die Hormonspirale, davon sind einige nur vorübergehend und andere dauerhaft bestehend.

Die Hormonspirale darf nicht bei akuten Infektionen wie der bakteriellen Vaginose eingesetzt werden, um die Infektion nicht zu verbreiten. Nach erfolgreicher Behandlung kann die Hormonspirale jedoch angewendet werden, wenn keine weiteren Kontraindikationen vorhanden sind.

Dauerhafte Kontraindikationen für die Hormonspirale sind beispielsweise Tumorerkrankungen und anatomische Fehlbildungen des Genitalbereiches. Auch für Frauen mit schwerwiegenden Lebererkrankungen ist die Verhütung mit der Hormonspirale nicht möglich.

Weitere wichtige Aspekte werden vom Arzt vor dem Legen der Spirale abgefragt. Gegebenenfalls wird der Patientin eine alternative Verhütungsmethode vorgeschlagen.

Kann die Hormonspirale jederzeit entfernt werden?

Die Entfernung der Hormonspirale sollte optimalerweise erst dann erfolgen, wenn die abgegebene Hormonkonzentration keine sichere Verhütung mehr gewährleisten kann.

Bei der Mirena® und der Kyleena ist das nach fünf, bei der Jaydess® bereits nach drei Jahren der Fall. Treten jedoch starke unerwünschte Nebenwirkungen auf, sollte die Hormonspirale bereits früher entfernt werden. Wenn die Hormonspirale gut vertragen wird, gibt es normalerweise keinen Grund, sie frühzeitig aus der Gebärmutter zu holen. Bei einem neu auftretenden Kinderwunsch kann es prinzipiell sofort nach dem Entfernen der Hormonspirale zu einer Befruchtung der Eizelle kommen. Auch diesbezüglich muss vor dem Einsetzen gut überlegt werden, ob die sehr langfristige Verhütung eingesetzt werden sollte. Bei einem eventuell bald auftretenden Kinderwunsch kann die mittelfristige Verwendung eines anderen Verhütungsmittels sinnvoller erscheinen.

Wie viel kostet die Hormonspirale?

Die Kosten für die Hormonspirale inklusive dem Einsetzen durch einen Arzt betragen etwa 200 bis 300 Euro. Außerdem müssen die Kosten für die Kontrollen der richtigen Lage meist selbst übernommen werden. Bei einer Liegedauer von bis zu fünf oder bei der Jaydess® bis zu drei Jahren ist die Hormonspirale jedoch nicht teurer als viele andere Verhütungsmittel.

Welche Nebenwirkungen kann die Hormonspirale haben?

Alle Hormonspiralen verursachen ähnliche Nebenwirkungen. Allerdings können die Nebenwirkungen abhängig von der Menge des abgegebenen Levonorgestrels ansteigen. Die Mirena® hat deshalb zwar einerseits positivere Auswirkungen auf die Stärke der Menstruationsblutung, kann aber auch vermehrt Nebenwirkungen verursachen.

Die häufigsten Nebenwirkungen der Hormonspirale sind Kopfschmerzen, Schmerzen im Bauch- und Beckenbereich sowie Veränderung der Blutungsstärke. Dazu zählen sowohl verstärkte als auch abgeschwächte Blutungen, Ausfall der Blutungen und Schmierblutungen oder verstärkter Ausfluss.

Weitere Nebenwirkungen sind unter anderem die Entstehung oder Verstärkung von Akne und Hirsuitismus, depressive Verstimmungen, Übelkeit und vermehrte Schmerzen bei der Menstruation.

Besonders zu beachten ist auch das erhöhte Risiko einer sogenannten ektopen Schwangerschaft. Das heißt, falls es zur Befruchtung einer Eizelle kommt, nistet sie sich unter Umständen außerhalb der Gebärmutter ein (zum Beispiel in die Eileiter). Bei einer ektopen Schwangerschaft ist ein ärztlicher Eingriff dringend erforderlich.

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Medizinisch geprüft von:
Dr. med. Ulrike Thieme Fachärztin für Neurologie, Medizinische Leiterin ZAVA Deutschland

Dr. med. Ulrike Thieme ist Medizinische Leiterin bei ZAVA Deutschland und seit 2018 Teil des Ärzteteams. Ihre Facharztweiterbildung im Bereich Neurologie schloss sie 2018 ab. Vor ihrer Tätigkeit bei ZAVA arbeitete Dr. med. Ulrike Thieme an einem klinischen Forschungsprojekt über neurodegenerative Erkrankungen am National Hospital for Neurology and Neurosurgery, London.

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Letzte Änderung: 13 Feb 2019

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