Milchsäurezäpfchen

Dr. med. Ulrike Thieme, Medizinische Leiterin bei ZAVA , Foto rund

Medizinisch geprüft von

Dr. med. Ulrike Thieme

Letzte Änderung: 12 Jun 2019

Wann ist der Einsatz von Milchsäurezäpchen hilfreich?

Inhalt
Ein Milchsäurezäpfchen, dass gegen bakterielle Vaginose angewendet wird.
 

In der Scheide einer Frau herrscht ein sensibles System aus Bakterien, Schleimhautzellen und dem pH-Wert. Milchsäurebakterien sorgen für ein saures Milieu, in dem Krankheitserreger schlechter wachsen können. Antibiotika und eine falsche Intimhygiene können die Scheidenflora jedoch aus dem Gleichgewicht bringen. Scheidenpilzinfektionen oder eine bakterielle Vaginose können die Folge sein. Deshalb wird zur Wiederherstellung der Scheidenflora die zusätzliche Gabe von Milchsäurebakterien als Zäpfchen empfohlen. ZAVA erklärt, welchen Nutzen die Zäpfchen haben und wie sie angewendet werden.

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Wie ist eine gesunde Vaginalflora zusammengesetzt?

Mit dem Begriff Vaginalflora wird das Gemisch aus verschiedenen Bakterien bezeichnet, die normalerweise in der Scheide einer Frau zu finden sind. Sie lösen keine Krankheiten aus, sondern sorgen im Gegenteil für ein gesundes Scheidenmilieu.

Den größten Anteil am Bakteriengemisch haben die ungefährlichen Milchsäurebakterien (Laktobazillen), die auch Döderlein-Bakterien genannt werden. Außerdem finden sich in der Scheide unter anderem Mykoplasmen, manche Streptokokken oder der Hefepilz Candida albicans. Diese Erreger können unter Umständen zwar auch eine Infektion auslösen, in geringer Anzahl sind sie aber für eine gesunde Scheide ungefährlich.

Welchen Nutzen haben Milchsäurebakterien?

Laktobazillen produzieren aus Glykogen, welches in den Oberflächenzellen der Scheide enthalten ist, Milchsäure. Dadurch herrscht in der Scheide ein niedriger pH-Wert (zwischen 3,8 und 4,4) und damit ein saures Milieu. In dieser Umgebung kann sowohl aus dem Scheidengewebe als auch aus Immunzellen Stickstoffmonoxid (NO) freigesetzt werden. Stickstoffmonoxid tötet Bakterien und Viren ab. So fällt es Krankheitserregern schwerer, sich zu vermehren. Zusätzlich bilden die Milchsäurebakterien Wasserstoffperoxid (H2O2), das eine weitere Barriere gegen pathologische Keime errichtet. Durch diese Mechanismen schützen die Milchsäurebakterien die Scheide vor Infektionen.

Wodurch kann das Wachstum der Milchsäurebakterien gestört werden?

Wenn das Bakteriengemisch in der Scheide aus dem Gleichgewicht gerät, spricht man von einer gestörten Vaginalflora. Meistens gibt es in diesem Fall zu wenig Laktobazillen und der niedrige pH-Wert in der Scheide kann nicht aufrechterhalten werden.

Einer der häufigsten Gründe für eine gestörte Vaginalflora ist eine vorangegangene Antibiotika-Einnahme. Diese kann als Therapie eines Harnwegsinfekts, einer Mandelentzündung oder einer anderen Infektion durchgeführt worden sein. Das Antibiotikum lässt nicht nur die Krankheitserreger absterben, sondern tötet auch einen Großteil der gesunden Laktobazillen in der Vagina ab.

Auch eine übertriebene Intimhygiene kann die Vaginalflora aus dem Gleichgewicht bringen. Da die Scheidenschleimhaut einen eigenen Reinigungsmechanismus besitzt, sollte sie nur mit Wasser ohne Seifen- oder Parfümzusätze in Kontakt kommen. Die Anwendung mit Seife würde den pH-Wert stark verändern. Spezielle seifenfreie Intimpflegeprodukte haben den gleichen pH-Wert wie die Scheide. Viele von ihnen enthalten jedoch Chemikalien, die die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen. Zusätzlich sind häufig Duftstoffe oder potenzielle Allergieauslöser in den Waschmitteln zu finden. Wenn also der Gebrauch dieser Pflegemittel gewünscht ist, sollte genau auf die Inhaltsstoffe geachtet werden.

Um nicht zusätzlich Bakterien in die Scheide zu bringen, sollte das Tragen von Tampons auf die Zeit der Regelblutung beschränkt sein. Auch vermehrtes Schwitzen im Intimbereich kann zu einer Vermehrung von Bakterien führen. Synthetische Unterwäsche sollte deshalb durch Baumwollunterwäsche ersetzt und nach Möglichkeit auf zusätzliche Slipeinlagen verzichtet werden.

Woran erkennt man eine gestörte Vaginalflora?

Es ist völlig normal, als Frau weißlichen oder durchsichtigen Ausfluss (Fluor) zu haben. Im Laufe des monatlichen Zyklus verändert sich die Konsistenz und Transparenz des Ausflusses. Verändert sich der Ausfluss jedoch stark in der Farbe (z.B. gelber Ausfluss, grüner Ausfluss oder roter Ausfluss) oder riecht er unangenehm, kann die Scheidenflora gestört sein.

Ist der Ausfluss eher weiß-krümelig, liegt eventuell auch eine Pilzinfektion vor. Weitere Symptome einer Scheidenpilzinfektion können Juckreiz, Brennen und ein verstärkter Ausfluss sein. Eine weitere Infektion, die bakterielle Vaginose, wird ebenfalls durch ein Ungleichgewicht der Scheidenbakterien ausgelöst. Insbesondere die Bakterien Gardnerella vaginalis sind dabei zahlenmäßig überlegen. Die Infektion fällt durch vermehrten, dünnen Ausfluss mit einem charakteristischen fischigen Geruch auf. Juckreiz oder sonstige Symptome bestehen nicht. Es können sich in Folge als „aufsteigende Infektionen“ auch die Gebärmutter, die Eileiter und die Eierstöcke entzünden. Etwa 20 Prozent der Schwangeren haben im Verlauf der Schwangerschaft eine bakterielle Vaginose und damit ein erhöhtes Risiko, vor dem errechneten Geburtstermin zu entbinden.

Wie kann die Vaginalflora wiederhergestellt werden?

Grundsätzlich sollte darauf geachtet werden, Antibiotika zwar so lange wie nötig, aber auch nur so selten wie möglich einzunehmen. Oft erholt sich nach dem Absetzen der Antibiotika die Scheidenflora von allein. Bei einer Neigung zu vaginalen Infektionen können künstlich zugeführte Laktobazillen als Vaginal-Zäpfchen, auch Milchsäurezäpfchen genannt, bzw. Vaginal-Kapseln eingeführt werden.

Eine weitere Möglichkeit ist das Auftragen eines sauren Gels, welches an der Scheiden-Schleimhaut haftet und dort den pH-Wert nach einer Antibiotikagabe wiederherstellen kann. Die Gele können zusätzlich mit Milchsäurebakterien versetzt sein, um eine schnellere Regeneration der Scheidenflora zu fördern. Für Hausmittel, wie vaginal eingeführten Joghurt oder Sitzbäder mit Kamille, konnte bisher kein Nutzen nachgewiesen werden.

Kann eine Scheidenpilz-Infektion anhand der typischen Symptome oder durch einen Abstrich nachgewiesen werden, sollte eine antimykotische Therapie begonnen werden. Medikamente dafür sind Clotrimazol und Miconazol als Lokaltherapie.

Wird der pH-Wert durch eine bakterielle Vaginose stark verändert, sollte auch diese Infektion medikamentös behandelt werden. Dafür werden die Antibiotika Metronidazol als Tabletten oder Clindamycin als Creme empfohlen.

Laktobazillen werden durch diese Mittel nicht angegriffen. Da die Vaginose-Bakterien einen sogenannten Biofilm auf der Scheidenschleimhaut bilden und sich so gegenseitig schützen, hat das Antibiotikum jedoch nur einen begrenzten Erfolg. Einige Patientinnen leiden deshalb einige Wochen nach der Behandlung erneut unter den Symptomen einer Vaginose.

In welchen Fällen können Milchsäurezäpfchen eingesetzt werden?

Milchsäurezäpfchen können sowohl zur Vorbeugung von vaginalen Infektionen als auch zur Behandlung einer gestörten Vaginalflora nach einer Antibiotikaeinnahme eingesetzt werden. Neuere Studien fanden zudem Hinweise, dass die Gabe von Milchsäurezäpfchen eventuell sogar eine Antibiotikatherapie bei bakterieller Vaginose ersetzen könnte. Um dies zu beweisen, werden jedoch noch weitere Studien benötigt. Milchsäurekuren mit anfeuchtenden Gelen können zudem bei Scheidentrockenheit eingesetzt werden.

Auch Jugendliche können im Falle einer Pilzinfektion oder einer gestörten Vaginalflora Milchsäurezäpfchen anwenden, ein Besuch beim Frauenarzt ist in diesem Fall empfohlen.

Welche Milchsäurezäpfchen gibt es?

Milchsäurezäpfchen werden von verschiedenen Arzneimittelherstellern angeboten. Sie unterscheiden sich in den enthaltenen Laktobazillus-Arten und der Anzahl der Bakterien (100 bis 10.000 Millionen Bakterien pro Zäpfchen). Bisher gibt es keinen Nachweis, welche Bakterienart einen besseren Effekt hat. Aus diesem Grund, und weil sich die Inhaltsstoffe der einzelnen Anbieter leicht unterscheiden, muss ausprobiert werden, welches Produkt persönlich am besten hilft. Eine Packung enthält zwischen fünf und 30 Zäpfchen. Manche Milchsäurezäpfchen enthalten gar keine Milchsäurebakterien, sondern tatsächlich nur Milchsäure. Auch diese können sehr wirksam sein, da sie die Flora dahingehend verändern, dass sich die bereits angesiedelten Milchsäurebakterien besser vermehren können.

Wie werden Milchsäurezäpfchen angewendet?

Mit der Milchsäurebakterienkur sollte während oder nach der Antibiotikatherapie begonnen werden. Die Anwendung sollte bis etwa fünf bis acht Tage nach Ende der Antibiotikatherapie fortgeführt werden. Jeweils ein Zäpfchen wird vor dem Zubettgehen tief in die Scheide eingeführt. Da es durch das Zäpfchen zu stärkerem Ausfluss kommen kann, kann in dieser Zeit eine Slipeinlage getragen werden.

Treten häufiger Probleme mit der Scheidenflora auf, kann die Kur mit Milchsäurezäpfchen auch ausgeweitet werden. In diesem Fall sollte ein- bis dreimal wöchentlich ein Zäpfchen eingeführt werden. Eine feste Obergrenze für diese Behandlung gibt es nicht, es sollte jedoch regelmäßig Rücksprache mit dem Frauenarzt gehalten werden.

Welche Nebenwirkungen haben Milchsäurezäpfchen?

Milchsäurezäpfchen sind normalerweise gut verträglich. Sehr selten kann es zu Jucken, Rötungen oder Hautreizungen im Intimbereich kommen. Direkt nach dem Einführen kann gegebenenfalls ein Brennen in der Scheide auftreten. Wird normalerweise mit einem Latex-Kondom verhütet, sollte besonders darauf geachtet werden, dass die Zäpfchen keine Fett-Stoffe wie Paraffine oder Vaseline enthalten. Diese könnten das Kondom weniger reißfest machen.

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Dr. med. Ulrike Thieme Fachärztin für Neurologie, Medizinische Leiterin ZAVA Deutschland

Dr. med. Ulrike Thieme ist Medizinische Leiterin bei ZAVA Deutschland und seit 2018 Teil des Ärzteteams. Ihre Facharztweiterbildung im Bereich Neurologie schloss sie 2018 ab. Vor ihrer Tätigkeit bei ZAVA arbeitete Dr. med. Ulrike Thieme an einem klinischen Forschungsprojekt über neurodegenerative Erkrankungen am National Hospital for Neurology and Neurosurgery, London.

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Letzte Änderung: 12 Jun 2019




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