Orgasmus der Frau

Dr. Emily Wimmer

Medizinisch geprüft von

Dr. med. Emily Wimmer

Letzte Änderung: 23 Okt 2021

Der Orgasmus der Frau ist eines der intensivsten Gefühle, zu dem der weibliche Körper fähig ist. Das Erreichen des Höhepunktes ist dabei ein sehr komplexer Vorgang und benötigt das Zusammenspiel etlicher Prozesse. Die gute Nachricht: Es gibt zahlreiche Hilfsmittel oder Tipps, um das sexuelle Erleben effektiv zu steigern und schneller zum Orgasmus zu kommen. Wie läuft der Orgasmus der Frau ab? Wie kann der Akt lustvoller gestaltet werden? Und welche Gründe gibt es für einen verzögerten oder ausbleibenden Orgasmus?

Inhalt
Eine junge Frau liegt lächelnd auf ihrem Bett. Sie hatte gerade einen weiblichen Orgasmus.
 

Was passiert beim Orgasmus der Frau?

Der Weg der sexuellen Erregung bis zum Orgasmus der Frau wurde von den Sexualforschern Masters und Johnson in den 60er Jahren in 4 Zonen unterteilt. Sie unterscheiden zwischen der Erregungs- und Plateauphase, der Orgasmus- und der Rückbildungsphase.

Erregungsphase

  • Feuchtwerden (Lubrikation)
  • Anschwellen von Klitoris, Schamlippen, Brust und Brustwarzen
  • Sex Flush sowie Puls- und Blutdruckanstieg

Die Erregungsphase beginnt meist durch Fantasien oder mit dem Berühren der erogenen Zonen. Dies erzeugt eine zunehmende Muskelspannung und Empfindlichkeit am gesamten Körper. Hierbei spannen viele Frauen besonders ihre Beckenbodenmuskulatur an – ein Vorgang, der das Lustempfinden noch erheblich steigern kann.

Ein deutlicher Hinweis darauf, dass bei der Frau die Erregungsphase eingetreten ist, zeigt das Feuchtwerden der Vagina (Lubrikation). Die Wände der Vagina werden zunehmend stärker durchblutet und es sammelt sich eine klare Flüssigkeit im Scheidengang an (Transsudation), die zunehmend nach außen fließen kann. Zweck des Vaginalsekrets ist, unter anderem, das spätere Eindringen des Penis zu erleichtern. Durch die zunehmende Durchblutung schwellen die Schamlippen an, weiten sich und geben die Scheidenöffnung frei, während die Klitoris anschwillt, um für eine weitere Stimulation besser zugänglich zu sein.

Plateauphase

  • Puls-, Atemfrequenz- und Blutdruckanstieg
  • Muskelanspannung
  • Verengung der Scheide und erhöhte Empfindlichkeit der Klitoris

In der Plateauphase bereitet sich die Vagina auf den Geschlechtsverkehr vor. Während sich die Klitoris zurückzieht und damit nicht mehr direkt stimulierbar ist, schwellen die äußeren Schamlippen an und verengen den Scheideneingang. Es bildet sich die sogenannte „orgastische Manschette“, eine Sammlung von Muskeln im Genitalbereich der Frau. Ein Anspannen dieser Muskulatur führt zu einem erheblichen Lustgewinn für beide Partner.

Orgasmusphase

  • Puls-, Atemfrequenz- und Blutdruckanstieg
  • rhythmische Kontraktion der Beckenboden- und Vaginalmuskulatur (orgastische Manschette)

Wird die sexuelle Stimulation weiterhin ausgeführt, kommt es zum Maximum der körperlichen sowie nervlichen Anspannung und zum Orgasmus (Orgasmusphase). Hierbei kontrahiert die orgastische Manschette zwischen 4- und-15 Mal rhythmisch. Auch in der Gebärmutter und am Schließmuskel des Anus können die Kontraktionen beobachtet werden.

Rückbildungsphase

  • eventuell multipler Orgasmus
  • Puls-, Atemfrequenz- und Blutdrucksenkung
  • Rückgang der Erregung

Direkt nach dem Orgasmus tritt die Rückbildungsphase ein. Die Schamlippen schwellen ab und die Klitoris tritt wieder unter ihrer Vorhaut hervor, damit eine erneute Stimulation möglich ist. Zudem macht sich ein intensives Gefühl der Entspannung bemerkbar. Frauen können nun, im Gegensatz zu Männern, umgehend nochmals in die Erregungsphase eintreten.

Gibt es eine Möglichkeit für eine Frau, schneller zum Orgasmus zu kommen?

Es gibt eine Anzahl an Vorschlägen, wie eine Frau den Akt für sich lustvoller gestalten kann, um schneller zum Orgasmus zu kommen. Allgemein wird geraten, Umweltfaktoren zuerst zu beheben. Sollte die Frau ein Unbehagen verspüren, den eigenen Körper nackt zu zeigen, ist eine Dämmung des Lichts förderlich und entspannend. Zudem sollten Sie auf eine angenehme Wärme im Schlafzimmer achten, da sonst die Durchblutung des Körpers nicht optimal funktioniert. Des Weiteren gibt es mehrere Maßnahmen, die eine Frau für lustvolleren Sex ergreifen kann.

Durch ein Training der Beckenbodenmuskulatur kann diese so gestärkt werden, dass sie die orgastische Manschette zusätzlich verstärkt. Auch das Zusammenhalten der Beine hat den gleichen Effekt und wird als lustfördernd beschrieben. Das Gleiche gilt für eine leicht gefüllte Blase, die den Druck auf die Nerven im Genitalbereich und somit deren Empfindlichkeit erhöht.

Es gibt noch keine zuverlässig wirkenden Medikamente, um die Lust der Frau beim Sex zu steigern und ein Erreichen des Orgasmus zu beschleunigen. Die orgasmusfördernde Wirkung von Mitteln wie Massage-Gelen oder anderen durchblutungsfördernden Produkten, die auf dem freien Markt erhältlich sind, kann individuell helfen, was aber durch Studien bislang nicht bewiesen werden konnte.

Welche Gründe kann es für einen verzögerten oder ausbleibenden Orgasmus geben?

Eine Orgasmusstörung bei der Frau ist definiert als das Ausbleiben des Orgasmus nach einer ausreichenden Stimulation in der Plateauphase. Wird der Höhepunkt nach einer von Klinikern festgesetzten Zeit nicht oder oft verzögert erreicht, kann eine Orgasmusstörung diagnostiziert werden. Hierbei gilt nicht das Ausbleiben des Höhepunkts bei sexuellen Praktiken, die auf eine Stimulation der Klitoris verzichten. In diesen Situationen ist ein Ausbleiben des Orgasmus bei der Frau nicht ungewöhnlich.

Die Einnahme der Pille als orales Verhütungsmittel kann das sexuelle Erleben und damit die Fähigkeit, einen Orgasmus zu erreichen, beeinträchtigen. Zunächst wurde bereits in klinischen Studien beschrieben, dass die Pille die Produktion von Vaginalsekret reduziert und es damit schneller zu Schmerzen oder Reibungsempfinden beim Verkehr kommt. Besonders in den ersten 12 Zyklen nach einem Neubeginn der Einnahme oder dem Wechsel zu einer neuen Pille können diese Nebenwirkungen auftreten. Außerdem wurde festgestellt, dass die Schamlippen wesentlich empfindlicher sind, sobald eine Frau mit der Pille verhütet. Dies kann ebenso zu einem unangenehmen Schmerzempfinden beim Sex führen.

Weiterhin wurde in Blutproben von Frauen, die orale Verhütungsmittel einnahmen, eine reduzierte Menge von Androgenen festgestellt. Es existiert ein direkter Zusammenhang zwischen der Libido einer Frau und der Menge an freien Androgenen im Blut. Sobald dem Körper künstliches Östrogen zugeführt wird, zum Beispiel durch die Einnahme der Pille, kann die Menge von Androgenen im Blut und damit auch das Verlangen nach Sex sinken.

Nicht zuletzt ist die Wirkung von Stress auf das sexuelle Verlangen und damit auch als Ursache von Orgasmusstörungen nicht zu unterschätzen. Neben allgemeinen Problemen im Alltag kann auch die Einnahme von Medikamenten wie Antidepressiva, Antihistaminika und auch der Pille Effekte auf die Stimmung und das allgemeine Wohlbefinden haben. In solchen Fällen rät der Mediziner zunächst zu einem Wechsel zu einem anderen Medikament mit der gleichen Wirkung. Ist das nicht möglich und der Leidensdruck durch die Stimmungsveränderungen zu massiv, sollte in Rücksprache mit dem Arzt nach einer Alternative gesucht werden.

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Medizinisch geprüft von:
Dr. med. Emily Wimmer Ärztin

Dr. med. Emily Wimmer ist seit 2015 eine unserer deutschen Ärzte bei ZAVA. 2009 schloss sie ihr Studium der Humanmedizin an der Universität zu Lübeck ab. Danach arbeitete sie in der Abteilung für Hämatologie und Onkologie an der MedUni Wien sowie als Assistenzärztin in Hamburg bzw. Prüfärztin am Hamburger Institut für Versorgungsforschung in Dermatologie. Seit 2020 arbeitet Sie zudem in Teilzeit in einer Hausarztpraxis in Hamburg.

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Letzte Änderung: 23 Okt 2021

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