Was hilft gegen Migräne?

Dr. med. Ulrike Thieme, Medizinische Leiterin bei ZAVA , Foto rund

Medizinisch geprüft von

Dr. med. Ulrike Thieme

Letzte Änderung: 02 Sep 2019

Methoden, die bei Migräne wirklich helfen

Inhalt
Eine junge Frau mit Kopfschmerzen fragt sich, was gegen Migräne hilft.
 

Migräne ist weit verbreitet und neben Spannungskopfschmerzen eine der häufigsten Kopfschmerzformen. Etwa jede vierte Frau und ca. 8 Prozent der Männer leiden an Migräne. Eine Attacke verursacht intensive, meist halbseitige Kopfschmerzen und ist sehr unangenehm für die Betroffenen. Oft haben Menschen, die unter Migräne leiden, schon viele Medikamente und Hausmittel ausprobiert. ZAVA erklärt, was gegen Migräne hilft.

Was zeichnet eine Migräne aus?

Die Migräne zählt zu den häufigsten Arten von Kopfschmerzen und tritt tritt anfallsweise auf. Es kommt zu heftigen, meist einseitigen Kopfschmerzen, die von Betroffenen als pulsierend oder pochend beschrieben werden. Begleitet werden die Attacken von Symptomen wie Apetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Licht- und Lärmempfindlichkeit. Eine Attacke dauert nach Definition der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft zwischen vier und 72 Stunden.

Eine mögliche Klassifikation der Migräne ist die Unterscheidung von:

  • Migräne ohne Aura (einfache Migräne, ca. 80 Prozent)
  • Migräne mit Aura

Bei der Migräne mit Aura bestehen zusätzlich zu den klassischen Symptomen auch passagere neurologische Symptome variierender Ausprägung.

Welche Art Migräne Therapien gibt es?

Viele Migräne-Patienten fragen sich, was gegen Migräne hilft. Migräne ist eine Erkrankung, deren Ursachen noch nicht ausreichend verstanden sind. Durch medizinische Maßnahmen ist sie derzeit nicht heilbar. Die Schmerzen und Beschwerden, die mit einem Anfall einhergehen, lassen sich jedoch durch Medikamente behandeln. Hierzu eignen sich Schmerzmittel (Analgetika) wie z.B. Acetylsalicylsäure z.B. in Aspirin, Antiemetika gegen die Übelkeit, z.B. Metoclopramid. Helfen verschreibungsfreie Medikamente wie Aspirin nicht, kommen Triptane zum Einsatz. Diese können als Tabletten, Injektionen oder als Nasenspray verabreicht werden.

Auch zur Vorbeugung (Prophylaxe) von Attacken gibt es einige Ansätze mit anderen Medikamenten.

Bei der medikamentösen Migräne Therapie richtet sich der Einsatz von Medikamenten nach dem Schweregrad eines Migräneanfalls und geschieht hauptsächlich mit zwei Arten von Medikamenten:

  • schmerz- und entzündungshemmende Medikamente, sogenannte nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) bei leichter bis mittelschwerer Migräne (z.B. Ibuprofen oder Aspirin)
  • Medikamente, die an den Rezeptor für Serotonin binden (Serotonin-Rezeptor-Agonisten) bei mittelschwerer bis schwerer Migräne (z.B. Sumatriptan - 1 A Pharma®)

1) Nicht-steroidale Antirheumatika

Diese Gruppe von Medikamenten ist Mittel erster Wahl bei leicht- bis mittelgradigen Migränekopfschmerzen. Sie sind z.T. rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Wirkstoffe sind zum Beispiel:

  • Acetylsalicylsäure (ASS)
  • Ibuprofen
  • Diclofenac
  • Metamizol
  • Naproxen

Im Handel erhältlich sind auch Kombinationspräparate aus Acetylsalicylsäure, Paracetamol und Koffein, die in einzelnen Studien eine gleichwertige Wirksamkeit wie niedrig dosiertes Sumatriptan gezeigt haben.

2) Serotonin-Rezeptor-Agonisten

Die wichtigsten Serotonin-Rezeptor-Agonisten zur Behandlung der Migräne sind die sogenannten Triptane. Sie werden von der Deutschen Migräne- und Kopfschmerz-Gesellschaft zur Therapie mittelschwerer bis schwerer Migräneattacken empfohlen.

Es sind verschiedene Präparate/Substanze, zum Beispiel Imigran® (Sumatriptan), Zolmitriptan, Naratriptan und Maxalt® (Rizatriptan), erhältlich.

Eine andere Gruppe von Medikamenten sind die sogenannten Mutterkornalkaloide, die ebenfalls auf den Rezeptor des Botenstoffes Serotonin wirken. Die Wirksamkeit ist in prospektiven Studien schlechter belegt und das Nebenwirkungsprofil im Vergleich zu Triptanen und anderen Medikamenten zur Akuttherapie deutlich ungünstiger, so dass Sie nicht als Therapie der 1. Wahl Anwendung finden.

Zusätzlich zu diesen Arzneimitteln verschreiben Ärzte oft Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen, sogenannte Antiemetika (z.B. Metoclopramid). Diese sollen die Begleitsymptome der Migräne lindern und dem Körper helfen, die schmerzlindernden Medikamente besser aufzunehmen.

Was hilft neben Medikamenten noch gegen eine Migräne?

Eine leichte Migräneattacke kann in manchen Fällen ohne Medikamente behandelt werden.

Der Rückzug in einen abgedunkelten, ruhigen Raum hilft, den Anfall zu lindern. Kalte Wickel und Kompressen haben ebenfalls eine positive Wirkung gezeigt. Manche Patienten greifen auch auf Aromatherapie zurück oder reiben sich die Stirn mit duftenden Ölen, zum Beispiel Pfefferminzöl, ein.

Wie kann man einer Migräneattacke vorbeugen?

Auch bei der Vorbeugung von Migräneattacken unterscheidet man medikamentöse und nicht-medikamentöse Ansätze.

Eine wichtige Rolle bei der Entstehung eines Migräneanfalls spielen auslösende Faktoren (Triggerfaktoren), die von Person zu Person unterschiedlich sind.

Es kann hilfreich sein, ein Kopfschmerztagebuch zu führen und so nachzuvollziehen, was den Migräneanfall ausgelöst hat. Zu den häufigsten Triggerfaktoren zählen körperlicher oder emotionaler Stress, Menstruation, helles oder flackerndes Licht und verschiedene Gerüche und Nahrungsmittel.

Auch Alkohol und Tabakrauch können Migräneattacken auslösen.

Hat man persönliche Triggerfaktoren identifiziert, kann man diese vermeiden und so die Entstehung von Migräneattacken ggf. verhindern.

Hilft Akupunktur bei Migräne?

Die Evidenz zur Wirksamkeit von Akupunktur als Akuttherapie oder der prophylaktischen Behandlung von Migräne ist bisher gering. Es gibt Studien, die die Effektivität von Akupunktur bei Migräne nahe legten und eine ähnliche Wirksamkeit von Akupunktur und Sumatriptan zur Prävention der Entwicklung einer ausgeprägten Attacke zeigten. Die Anwendung während einer schweren Attacke zeigte hingegen keinen gleichwertigen Effekt. Die Wirkung der Akupunktur ist grundlegend auch von der Einstellung des Ratsuchenden gegenüber solcher Verfahren abhängig.

Gibt es homöopathische Mittel gegen Migräne?

Homöopathische Migräne-Prophylaxen haben in Studien keine nachweisbare Wirkung gezeigt.

Können Entspannungsübungen einer Migräneattacke vorbeugen?

Eine gute Schlafhygiene, das heißt regelmäßiger und ausreichend langer Schlaf, und die Reduktion von Stress verringern nachweislich die Häufigkeit von Migräneanfällen. Die aktive Entspannung mithilfe der sogenannten progressiven Muskelentspannung nach Jacobsen oder Yoga, autogenes Training und Biofeedback-Training haben ebenfalls positive Effekte auf die Häufigkeit von Attacken.

Welche Medikamente gibt es zur Migränevorbeugung?

Es gibt einige Medikamente, die zur Prophylaxe von Migräneattacken eingesetzt werden. Die wichtigsten sind:

  • Medikamente, welche zur Behandlung von Bluthochdruck angewendet werden, sogenannte Betablocker und Kalziumantagonisten
  • Antidepressiva, die zur Behandlung von Depressionen und Angsterkrankungen angewendet werden

Antiepileptika, die in der Therapie von Epilepsie u.a. eingesetzt werden.

Gibt es noch andere Verfahren, die bei der Prophylaxe von Migräne helfen?

Es gibt Verfahren, zur nicht invasiven Neurostimulation, welche zur Migräneprophylaxe angewendet werden, wenn eine medikamentöse Prophylaxe nicht möglich ist oder abgelehnt wird. Ein Beispiel ist die transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS). Eine gewisse Wirksamkeit wurde bisher in nur kleinen Studien nachgewiesen, so dass der Einsatz in der Migränetherapie kritisch betrachtet werden sollte.

Migräne ist eine schwere Erkrankung, die Betroffene sehr belastet und für deren Ursache es noch keine Heilung gibt. In der Behandlung der Anfälle allerdings werden immer neue Fortschritte gemacht, um den Leidensdruck der Betroffenen zu lindern. Deshalb gilt: Besteht der Verdacht, dass man unter Migräneattacken leidet, sollte man den Rat eines Arztes einholen. Es gibt Hilfe.

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Medizinisch geprüft von:
Dr. med. Ulrike Thieme Fachärztin für Neurologie, Medizinische Leiterin ZAVA Deutschland

Dr. med. Ulrike Thieme ist Medizinische Leiterin bei ZAVA Deutschland und seit 2018 Teil des Ärzteteams. Ihre Facharztweiterbildung im Bereich Neurologie schloss sie 2018 ab. Vor ihrer Tätigkeit bei ZAVA arbeitete Dr. med. Ulrike Thieme an einem klinischen Forschungsprojekt über neurodegenerative Erkrankungen am National Hospital for Neurology and Neurosurgery, London.

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