Hirninfarkt: Symptome, Ursachen, Folgen

Prof. Dr. Thomas Meinertz

Medizinisch geprüft von

Prof. Dr. med. Thomas Meinertz

Letzte Änderung: 12 Apr 2022

Der Hirninfarkt (häufig auch als Schlaganfall oder Hirnschlag bezeichnet) ist ein potentiell lebensbedrohliches Ereignis: Dabei werden ein oder mehrere Bereiche im Gehirn nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt, meist aufgrund eines Gefäßverschlusses (ischämischer Hirninfarkt) oder einer Blutung im Gehirn (intrakranielle Blutung).

Besteht der Verdacht auf einen Hirninfarkt, muss der Betroffene schnellstmöglich medizinische Hilfe erhalten, um Folgeschäden bis hin zum Tod zu verhindern. Rufen Sie sofort einen Notarzt! Der Hirninfarkt ist nach Herzinfarkt und Krebs die häufigste Todesursache in Deutschland.

Inhalt
Hirninfarkt: Älterer Herr sieht verschwommen, hält sich mit einer Hand an den Kopf und stützt sich mit der anderen Hand an der Türe ab.
 

Was ist ein Hirninfarkt (Schlaganfall)?

Ähnlich wie bei einem Herzinfarkt, bei dem durch einen Gefäßverschluss der Herzmuskel nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird, wird beim ischämischen Hirninfarkt – in der Mediziner-Sprache auch zerebraler Insult genannt – ein Areal des Gehirns nicht mehr genügend durchblutet und leidet folglich unter Sauerstoffmangel (Ischämie). Die Gehirnzellen sind sehr empfindlich gegenüber einer Unterversorgung mit Sauerstoff und werden schnell geschädigt. Die Folgen eines Hirninfarkts können leichte bis lebensbedrohliche Hirnschäden sein, die bleibende Behinderungen verursachen können.

Ursache eines Hirninfarkts sind entweder ein Verschluss einer Gehirnarterie oder eines Gehirngefäßes oder eine Hirnblutung. In beiden Fällen werden die der kranken Stelle nachgelagerten Blutgefäße nicht mehr ausreichend durchblutet und die Sauerstoffversorgung in den Bereichen ist stark reduziert oder kommt gar zum Erliegen.

Was sind die Ursachen für einen Hirninfarkt?

Grundsätzlich müssen 2 Auslöser eines Hirninfarkts unterschieden werden: der Verschluss eines Blutgefäßes im Gehirn (rund 85 % der Fälle) und eine Gehirnblutung (rund 15 % der Fälle).

Verschluss eines Blutgefäßes

Meist ist ein sogenanntes arterielles Blutgefäß im Gehirn betroffen, das sauerstoffreiches Blut vom Herzen kommend in verschiedene Gehirnareale transportiert. Die Folge eines solchen Gefäßverschlusses wird als ischämischer Hirninfarkt bezeichnet. Der ischämische Schlaganfall kann verursacht werden durch:

  • Ein Blutgerinnsel (Thrombus) oder ein arteriosklerotisches Plaque, die sich an anderer Stelle im Blutkreislauf gebildet haben und mit dem Blutstrom ins Gehirn gelangt sind. Dort verstopfen sie dann eines der immer enger werdenden Blutgefäße.
  • Neben dem Gefäßverschluss durch ein Blutgerinnsel oder ein Plaque aus dem Körper können auch innen an den Hirnarterien bestehende arteriosklerotische Veränderungen, oft Verkalkungen genannt, zum Verschluss eines Blutgefäßes führen.

Beim hämorrhagischen Infarkt, der deutlich seltener vorkommt als der ischämische Infarkt, verschließt sich nicht eine Arterie, sondern eine Vene im Gehirn (Venen führen sauerstoffarmes Blut zum Herz zurück). Durch den verminderten Abfluss staut sich Blut vor dem venösen Verschluss, tritt durch die Gefäßwände und verursacht Schäden im umliegenden Gewebe.

Gehirnblutung

Auch eine Blutung im Gehirn kann einen Hirninfarkt verursachen. Bei einer sogenannten intrazerebrale Blutung reißt oder platzt meist ein arterielles Blutgefäß und Blut dringt in das Hirngewebe ein. Auslöser dafür können unter anderem sein:

  • Blutgefäße, die durch Arteriosklerose (Verkalkung) geschädigt sind,
  • ein Aneurysma, eine Aussackung eines großen Blutgefäßes,
  • hoher Blutdruck oder
  • eine Kopfverletzung.

Durch eine Gehirnblutung stoppt die Sauerstoffversorgung im Hirngewebe in der Umgebung des geschädigten Gefäßes. Zudem erhöht das austretende Blut aufgrund des begrenzten Platzes im Schädel den Druck im Gehirn, was das Nervengewebe zusätzlich schädigt und beeinträchtigt. Das Resultat sind unterschiedliche neurologische Ausfälle, abhängig vom betroffenen Gebiet im Gehirn und der Stärke der Blutung.

Die Blutung kann je nach Ausmaß und Lokalisation zu lebensbedrohlichen Situationen führen und muss, wie der ischämische Hirninfarkt, nach der Regel ‘time is brain’ möglichst schnell behandelt werden.

Welche Symptome deuten auf einen Hirninfarkt hin?

Ein Hirninfarkt kann verschiedene Symptome hervorrufen, abhängig davon, welches Gehirnareal durch einen Gefäßverschluss oder eine Blutung betroffen ist. Es kann zu verschiedenen neurologischen Ausfällen kommen:

  • plötzliche und sehr starke Kopfschmerzen
  • Schwindel und Bewegungsstörungen
  • halbseitige Gesichtslähmung (hängender Mundwinkel, hängendes Augenlid)
  • Muskelschwäche oder Lähmungen einer Körperhälfte
  • Seh-, Sprach- und Schluckstörungen
  • Verwirrtheit oder Bewusstlosigkeit

In gewissem Umfang können einzelne Symptome Hinweise geben, welche Ursache der Hirninfarkt haben kann. Eine sogenannte Halbseitensymptomatik etwa, die in ausgeprägten Fällen eine völlige Lähmung und/oder Gefühllosigkeit einer Körperhälfte aufweisen kann, deutet darauf hin, dass die Arteria cerebri media betroffen sein kann. Es kommt häufiger vor, dass diese Arterie von Blutgerinnseln verstopft wird. Treten sehr starke Kopfschmerzen, Übelkeit und zeitweise Bewusstlosigkeit zusammen mit weiteren Symptomen auf, weist dies möglicherweise auf eine Blutung hin. Dies ist insbesondere dann wahrscheinlich, wenn in der Vorgeschichte ein Bluthochdruck bekannt ist.

Wie wird ein Hirninfarkt therapiert?

Entscheidend ist bei einem Hirninfarkt beziehungsweise Schlaganfall, dass der Patient möglichst schnell behandelt wird. Je schneller die blockierte Durchblutung wieder funktioniert, desto geringer ist das Risiko, dass Gehirnareale ihre Fähigkeiten dauerhaft verlieren und es zu anhaltenden Behinderungen kommt.

Daher ist es sehr wichtig, bereits bei ersten Symptomen, die auf einen Hirninfarkt hinweisen, einen Notarzt zu rufen und den Patienten in ein geeignetes Krankenhaus zu bringen.

Dabei können nicht alle Krankenhäuser Hirninfarkt-Patienten optimal versorgen. Ein Notarzt oder der Rettungsdienst wird ein Krankenhaus wählen, das über eine sogenannte Stroke-Unit verfügt, eine spezielle Einheit für Patienten mit Schlaganfall.

Zuerst wird meist eine Notfall-Computertomografie des Schädels durchgeführt, um abzuklären, ob eine Blutung im Gehirn vorliegt oder nicht. Eine Blutung erfordert eine andere Therapie als ein Blutgerinnsel im Gehirn.

Therapie eines Blutgerinnsels im Gehirn

Besteht der Verdacht auf ein Blutgerinnsel, wird so schnell wie möglich eine sogenannte systemischen Lysetherapie begonnen: Dabei werden Medikamente verabreicht, die das die Blutbahn verschließende Blutgerinnsel auflösen sollen, damit das Blut wieder fließen kann.

Daneben besteht auch die Möglichkeit, eine sogenannte lokale Lyse anzuwenden. Dabei wird ein Katheter bis zum betroffenen Gefäß vorgeschoben und die Medikamente werden direkt dort verabreicht, wo sich das Blutgerinnsel befindet. Bei schweren Fällen kommt eine mechanische Thrombektomie in Frage, bei der das Blutgerinnsel, der Thrombus, mit einem Katheter entfernt wird. Diese Technik wird auch bei Patienten erwogen, bei denen eine Lysetherapie nicht möglich ist.

Therapie einer Gehirnblutung

Ist die Ursache eines Hirninfarkts eine Blutung, wird der Patient mit Medikamenten behandelt, je nach Lage und Ausmaß der Blutung ist auch ein operativer Eingriff nötig. Eine Operation kann zwingend sein, um die Blutung zu stillen oder auch um angestautes Blut und Hirnwasser abzulassen. Damit soll verhindert werden, dass der durch die Flüssigkeiten entstehenden Druck die Gehirnzellen schädigt oder gar zerstört.

Patienten, die einen Hirninfarkt erlitten haben, müssen mindestens einige Tage stationär in einer Klinik behandelt werden.

Welche Folgen kann ein Hirninfarkt haben?

Die Spätfolgen eines Hirninfarkts können sehr unterschiedlich sein und hängen davon ab, welche Gehirnareale betroffen waren und wie schnell der Blutfluss wiederhergestellt werden konnte. Möglicherweise bleibt eine Körperhälfte schwächer als die andere oder es bleiben Sensibilitäts- oder Sprachdefizite bestehen.

Teilweise können gesunde Gehirnareale Aufgaben der geschädigten Bereiche übernehmen. Dabei können, je nach Beschwerden, regelmäßige Physio- und Ergotherapie oder Logopädie helfen. Mit Training und Ausdauer lassen sich so Spätfolgen abmildern, teilweise sogar vollständig rückgängig machen.

Welche Risikofaktoren für einen Hirninfarkt gibt es?

Die Risikofaktoren für einen Hirninfarkt sind unter anderem:

  • Bluthochdruck
  • hohe Blutfettwerte und Arteriosklerose („Verkalkung der Blutgefäße”)
  • die Herzrhythmusstörung Vorhofflimmern
  • Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
  • Rauchen und hoher Alkoholkonsum
  • Übergewicht und Bewegungsmangel
  • eine verengte Halsschlagader (Karotisstenose)
  • dauerhafter Stress

Viele der Faktoren decken sich mit denen, die auch das Risiko für einen Herzinfarkt erhöhen.

Wie kann ein Hirninfarkt verhindert werden?

Ein gesunder Lebensstil kann das Risiko für einen Hirninfarkt deutlich senken: nicht rauchen und auf viel Alkohol verzichten, sich regelmäßig bewegen und Übergewicht abbauen, wenn vorhanden. Hoher Blutdruck und Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) sollten ärztlich behandelt und wenn möglich eingestellt werden. Im Einzelfall kann bei einer hochgradigen Verengung (Stenosen) der Halsarterien durch artriosklerotische Plaques eine Operation sinnvoll sein, bei der die Plaques entfernt werden. Bei bestimmten Risikokonstellationen kann der Arzt eine vorbeugende medikamentöse Therapie mit gerinnungshemmenden Medikamenten verordnen.

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Medizinisch geprüft von:
Prof. Dr. med. Thomas Meinertz Verfasst von Joachim Mohr

Prof. Dr. med. Thomas Meinertz ist seit 2020 Mitglied des medizinischen Beirats von ZAVA. Meinertz war Direktor des Herzzentrums am Universitätskrankenhaus Hamburg und langjähriger Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung, heute betreibt er eine internistische Praxis in Hamburg. Joachim Mohr war 3 Jahrzehnte Redakteur bei DER SPIEGEL in Hamburg. Seit Jahren unterstützt er die Redaktion der Deutschen Herzstiftung sowie seit 2022 die medizinische Redaktion von ZAVA.

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Letzte Änderung: 12 Apr 2022

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