Harnwegsinfekt: Symptome und Behandlung

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Medizinisch geprüft von

Denise Drechsel

Letzte Änderung: 21 Feb 2022

Viele Frauen machen mindestens 1-mal im Leben Erfahrungen damit: Harnwegsinfekte. Sei es eine Blasenentzündung oder gar eine Nierenbeckenentzündung – für Betroffene ist ein solcher Infekt äußerst unangenehm. Männer leiden zwar wesentlich seltener darunter, doch auch sie trifft es mitunter. Was Sie bei einem akuten Harnwegsinfekt tun können und wann Sie einen Arzt aufsuchen sollten, lesen Sie hier.

Inhalt
Harnwegsinfekt: Illustration einer Blase gefüllt mit Urin. Vergrößert sieht man Bakterien.
 

Kurzübersicht

Mögliche Ursachen: Ein Harnwegsinfekt entsteht dann, wenn Erreger in die Harnwege gelangen – meist Darmbakterien der Sorte Escherichia coli (E. coli). In der Regel dringen die Keime von außen in den Körper ein, beispielsweise durch falsches Abwischen nach dem Toilettengang. Von der Harnröhrenmündung wandern sie dann weiter bis zur Blase oder zu den Nieren. Da Frauen eine kürzere Harnröhre als Männer haben, sind sie besonders gefährdet. Auch Geschlechtsverkehr, manche Verhütungsmittel, hormonelle Veränderungen oder vorangegangene Harnwegsinfekte können das Risiko für einen (erneuten) Befall des Harntrakts mit Erregern erhöhen.

Dann ist ein Arzttermin nötig: Ein Harnwegsinfekt muss nicht immer ärztlich behandelt werden. Nach etwa 1 Woche ist der Infekt bei der Hälfte aller Betroffenen von selbst verschwunden. Bei sehr starken Schmerzen im Unterleib und beim Wasserlassen, sehr starkem Krankheitsgefühl, Blut im Urin, Fieber oder Schmerzen in der Flanke ist es jedoch Zeit, einen Arzt aufzusuchen. Dasselbe gilt, wenn sich die Beschwerden nach einigen Tagen nicht bessern.

Das tut der Arzt: Der Mediziner erfragt Beschwerden und mögliche Auffälligkeiten, zum Beispiel ob sich Blut im Urin befindet. Um sicherzustellen, dass es sich um einen Harnwegsinfekt handelt, veranlasst er möglicherweise eine Urinuntersuchung oder legt eine Urinkultur an. Um die Infektion zu behandeln, wird bei stärkeren Beschwerden oft ein Antibiotikum verschrieben. In leichten Fällen reicht oftmals ein Schmerzmittel aus.

Was ist ein Harnwegsinfekt?

Eine Harnwegsinfektion ist eine Entzündung der Harnwege, die durch Krankheitserreger – meistens E. coli-Bakterien – ausgelöst wird. Dabei können alle Teile der Harnwege betroffen sein: Harnröhre, Blase, Harnleiter und Nieren. Mediziner unterscheiden zwischen Infekten der unteren Harnwege, wie Blasenentzündungen (Zystitis), und Infekten der oberen Harnwege, wie Nierenbeckenentzündungen (Pyelonephritis). Teilweise zählen Infektionen der Harnröhre (Urethritis) und bei Männern Infektionen der Prostata (Prostatitis) zu den unteren Harnwegsinfekten.

In den meisten Fällen liegt bei einem Harnwegsinfekt eine Blasenentzündung vor. Grundsätzlich kann sich diese jedoch immer zu einer Nierenbeckenentzündung entwickeln. Außerdem kommt es gelegentlich dazu, dass eine Blasenentzündung chronisch wird oder einen chronisch-rezidivierenden Verlauf nimmt, also mehrmals im Jahr auftritt.

Harnwegsinfekt: Symptome

Ein Harnwegsinfekt äußert sich in der Regel durch Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen. Hinzu kommen meist noch weitere Symptome, zum Beispiel:

Wenn diese Beschwerden vorliegen, handelt es sich meistens um eine Blasenentzündung (Zystitis). Entwickeln sich darüber hinaus Fieber und ein allgemeines Krankheitsgefühl sowie ein (oftmals einseitiger) Schmerz im Rücken oder in den Flanken, spricht dies für eine Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis).

Die Anzeichen für eine Pyelonephritis können nach den Symptomen einer Blasenentzündung einsetzen, gleichzeitig mit ihnen vorhanden sein oder alleine auftreten. In jedem Fall ist es ratsam, mit diesen Beschwerden sofort zum Arzt zu gehen. Auch wenn Blut im Urin auftritt, ist ein Arztbesuch unumgänglich.

Sofern Sie Fragen zu Ihren Beschwerden haben oder unsicher sind, ob eine Harnwegsinfektion Ihre Symptome auslösen kann, stehen Ihnen unsere ZAVA Ärzte jederzeit zur Verfügung. Nutzen Sie hierfür doch einfach Ihr ZAVA Patientenkonto und schildern Sie Ihr Anliegen.

Harnwegsinfekt: Das sind die Ursachen

Ein Harnwegsinfekt entsteht, wenn Erreger von außen in die Harnröhre gelangen, sich ausbreiten und eine Entzündung verursachen. Bei den Keimen handelt es sich in der Regel um Bakterien: In den meisten Fällen werden Harnwegsinfektionen durch Bakterien des Darms oder der Vagina ausgelöst, besonders oft sind Escherichia coli (E. coli) oder Enterokokken die Ursache. Eher selten stecken Staphylokokken, Hefepilze oder bestimmte Viren dahinter.

Frauen sind vorwiegend von Harnwegsinfekten betroffen: 37 % aller befragten Frauen gaben in einer Studie an, dass sie mindestens 1-mal in ihrem Leben eine Harnwegsinfektion hatten. Der Grund dafür ist, dass bei Frauen die Harnröhre und der Darmausgang relativ eng beieinander liegen. Darmbakterien schaffen es dementsprechend recht schnell, in die Harnwege einzudringen – zum Beispiel durch falsches Abwischen nach dem Stuhlgang.

Geschlechtsverkehr erhöht das Risiko zusätzlich: Tritt eine Blasenentzündung etwa 1-2 Tage nach dem Sex auf, sprechen Mediziner von einer Honeymoon-Zystitis. Hinzu kommt, dass Frauen im Vergleich zu Männern eine relativ kurze Harnröhre haben. Sie misst nur 3-5 cm, während es die männliche Harnröhre auf etwa 20 cm Länge bringt. Bakterien erreichen bei Frauen somit zügiger die Blase. Bei Männern werden Bakterien meist beim Wasserlassen herausgespült, noch bevor sie die Harnblase befallen.

Da ihr Körper weniger Östrogen produziert, ist das Risiko für einen Harnwegsinfekt bei Frauen nach den Wechseljahren ebenfalls größer. Die vaginalen Schleimhäute bilden sich zurück, was deren natürliche Abwehrmechanismen herabsetzt. In der Folge siedeln sich leichter Erreger in der Scheide an, die einen Harnwegsinfekt auslösen können.

Unkomplizierte und komplizierte Harnwegsinfekte

Viele Blasenentzündungen verschwinden nach einigen Tagen von selbst. Allerdings ist nicht jeder Harnwegsinfekt unbedenklich: Mediziner unterscheiden zwischen unkomplizierten und komplizierten Harnwegsinfektionen. Eine Blasenentzündung oder Nierenbeckenentzündung gilt als unkompliziert, wenn folgende Punkte zutreffen:

  • Im Harntrakt liegen keine Anomalien vor, wie zum Beispiel Harnblasendivertikel (Ausstülpungen an der Blasenwand).
  • Der Patient hat keine Vorerkrankungen oder Begleiterkrankungen, die zu einem komplizierten Harnwegsinfekt oder im Verlauf zu schweren Komplikationen führen können (z.B. Nierenerkrankungen).
  • Die Beschwerden treten plötzlich auf.

Im Gegenzug liegt ein komplizierter Harnwegsinfekt vor, wenn der Patient bestimmte Risikofaktoren aufweist, die einen solchen Infekt auslösen oder verschlimmern können. Unter anderem handelt es sich dabei um:

  • anatomische Veränderungen (z.B. Harnröhrenklappen)
  • erworbene anatomische Veränderungen (z.B. Nierensteine, Schwangerschaft, Prostatavergrößerung)
  • funktionelle Veränderungen (z.B. Niereninsuffizienz)
  • Störungen der Immunabwehr (z.B. aufgrund einer Therapie, die das Immunsystem unterdrückt)
  • Fremdkörper (z.B. Harnblasenkatheter)

Frauen, bei denen ein unkomplizierter Harnwegsinfekt vorliegt und die keine Begleiterkrankungen aufweisen, müssen in der Regel keine schweren Verläufe befürchten. Bei Männern oder anderen Patienten, bei denen noch Risikofaktoren wie bestimmte Erkrankungen hinzukommen, wird der Verlauf einer Harnwegsinfektion unter Umständen gefährlich.

Auch eine Blasenentzündung in der Schwangerschaft kann zu schwerwiegenden Komplikationen führen. Aus diesem Grund veranlassen die meisten Ärzte in einem solchen Fall zusätzliche Untersuchungen, zum Beispiel einen Ultraschall.

Harnwegsinfekt beim Mann – selten, aber ernst

Männer leiden zwar wesentlich seltener an Harnwegsinfektionen als Frauen, doch grundsätzlich können auch sie daran erkranken. Eine im Jahr 2012 veröffentlichte Studie aus den Niederlanden zeigte, dass etwa 156 von 10.000 Männern jährlich betroffen sind. Zum Vergleich: Bei Frauen liegt der Anteil bei 922 von 10.000.

Das seltenere Auftreten von Harnwegsinfekten beim Mann lässt sich dadurch erklären, dass die männliche Anatomie einige Unterschiede zum weiblichen Körper aufweist. Diese machen sie weniger anfällig für Blasenentzündungen und andere Infektionen des Harntrakts:

  • längere Harnröhre
  • Öffnung der Harnröhre ist weiter vom Darmausgang entfernt
  • trockeneres Umfeld rund um die Harnröhrenmündung
  • Prostatasekret hat eine antibakterielle Wirkung

Gerade weil Harnwegsinfekte bei Männern so selten vorkommen, ist es wichtig, diese immer ärztlich abklären zu lassen. Mediziner ordnen Harnwegsinfekte bei Männern fast immer als komplizierte Fälle ein.

Insgesamt sind Männer dank ihrer körperlichen Voraussetzungen besser vor einem Harnwegsinfekt geschützt. Doch einige Faktoren erhöhen ihr Risiko, daran zu erkranken:

  • Geschlechtsverkehr mit einer Partnerin, die an einem Harnwegsinfekt leidet
  • Analverkehr
  • Vorhautveränderungen

Außerdem steigt bei Männern ab 60 Jahren die Häufigkeit von Harnwegsinfekten. In dieser Altersklasse liegt oft eine vergrößerte Prostata vor, weshalb sich die Blase nicht mehr vollständig entleeren lässt und Bakterien nicht mehr richtig ausgespült werden.

Harnwegsinfekt: Hausmittel können die Beschwerden lindern

Unkomplizierte Blasenentzündungen verschwinden oftmals von selbst. Linderung können darüber hinaus Hausmittel verschaffen, darunter:

  • viel Trinken (mindestens 2 Liter am Tag)
  • Wärmflasche auf Bauch oder Rücken legen, um die Schmerzen zu lindern
  • warm anziehen
  • auf zu starke Intimhygiene verzichten

Durch viel Trinken und häufiges Urinieren werden Bakterien aus dem Harntrakt gespült. Ausreichend warme Kleidung soll zudem verhindern, dass der Körper unterkühlt. Denn tritt dieser Fall ein, werden die Schleimhäute weniger gut durchblutet und Bakterien haben leichteres Spiel.

Bei der Intimhygiene ist es ausreichend, nur Wasser zu verwenden. Seifen und andere Waschgele schädigen die Schleimhäute beziehungsweise deren natürliche Schutzfunktion: Normalerweise sorgen Laktobazillen dafür, dass auf Schleimhäuten im Intimbereich ein saures Milieu herrscht, in dem sich Erreger nicht vermehren können. Wird dieser Säureschutzmantel zerstört, können sich Keime leichter festsetzen.

Viele Frauen schwören außerdem auf Cranberrysaft und Medikamente gegen Blasenentzündung, die einen antibakteriellen Effekt haben und so eine Heilung begünstigen können. Dazu gehören beispielsweise Tees, pflanzliche Heilmittel (Phytopharmaka) und weitere Wirkstoffe.

Behandlung des Harnwegsinfekts mit Antibiotika

Wenn die Beschwerden des Harnwegsinfekts nicht nach einigen Tagen besser werden oder Anzeichen für eine Nierenbeckenentzündung hinzukommen, sollte der Betroffene unbedingt ärztlichen Rat einholen. Ein Mediziner kann am besten einschätzen, welche Behandlung erfolgen muss.

Manchmal ist keine andere Lösung möglich, als den Harnwegsinfekt mit Antibiotika zu bekämpfen. Antibiotika töten die Bakterien ab, die die Entzündung im Harntrakt verursachen, und sorgen dadurch für Besserung. Welche Antibiotika bei Harnwegsinfekten eingenommen werden können, entscheidet im Einzelfall Ihr Arzt.

Unter anderem haben sich folgende Antibiotika bei Harnwegsinfekten bewährt, die Sie auch bei ZAVA auf Rezept erhalten:

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Harnwegsinfekten vorbeugen mit diesen Tipps

Da ein Harnwegsinfekt sehr unangenehm sein kann und sich mitunter zu einer wiederkehrenden Erkrankung entwickelt, ist es am besten, es gar nicht erst zu einer Infektion kommen zu lassen. Dabei sind auch einige der Tipps hilfreich, die einen schon begonnenen Harnwegsinfekt lindern: viel Trinken, auf Intimpflege mit aggressiven Waschlotionen verzichten und den Körper warmhalten.

Zusätzlich können folgende Punkte einer Infektion des Harntrakts vorbeugen:

  • nach dem Toilettengang richtig abwischen: von vorne nach hinten, also immer in Richtung After
  • nach dem Geschlechtsverkehr die Blase entleeren und die Intimregion mit Wasser waschen
  • bei der Verhütung eventuell auf Diaphragma und spermienabtötende Cremes verzichten bzw. eine Alternative verwenden

Ein Diaphragma sowie spermienabtötende Cremes verändern das Scheidenmilieu, wodurch sich besonders E. coli-Bakterien leichter ausbreiten. So steigt das Risiko für einen Harnwegsinfekt.

Bei Patienten, die unter chronischen beziehungsweise chronisch-rezidivierenden Harnwegsinfekten leiden, also mehrmals im Jahr davon betroffen sind, verordnet der Arzt möglicherweise ein Antibiotikum, das dauerhaft zur Vorbeugung eingenommen werden muss. Alternativ dazu gibt es mittlerweile Studien, die darauf hindeuten, dass die Einnahme von Mannose zur Vorbeugung ebenso erfolgreich sein könnte oder sogar noch besser wirkt als Antibiotika. Bei Mannose handelt es sich um eine Zuckerart, die in verschiedenen Präparaten enthalten ist.

Auch zur Behandlung einer akuten Harnwegsinfektion ist Mannose geeignet. Dies eröffnet neue Möglichkeiten bei einem hartnäckigen Harnwegsinfekt: Geht dieser nicht weg – trotz Antibiotika-Einnahme, kann die alternative Therapie unter Umständen ein Ausweg sein.

Häufig gestellte Fragen

Welche Arten von Harnwegsinfekten gibt es?

Grundsätzlich können beim Harnwegsinfekt alle Teile der Harnwege betroffen sein, also Harnröhre, Blase, Harnleiter und Nieren. Am häufigsten kommt die Blasenentzündung vor.

Was sind die Symptome eines Harnwegsinfekts?

Eine Blasenentzündung geht mit Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen sowie Unterbauchschmerzen einher. Eine Nierenbeckenentzündung äußert sich dagegen durch Fieber, starkes Unwohlsein und Schmerzen in den Flanken.

Wann muss ich mit einem Harnwegsinfekt zum Arzt?

Wenn sich die Symptome nicht innerhalb einiger Tage bessern, Blut im Urin zu finden ist oder Fieber und Flankenschmerzen hinzukommen, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden.

Können Männer an einem Harnwegsinfekt leiden?

Auch Männer können an Harnwegsinfekten erkranken. Ihr Risiko ist allerdings wesentlich geringer als bei Frauen, vor allem da ihre Harnröhre länger ist und Bakterien es meist nicht schaffen, bis zur Blase aufzusteigen. Bemerken Männer die Symptome eines Harnwegsinfekts, ist ein Arztbesuch unumgänglich, denn der Verlauf der Erkrankung wird bei ihnen immer als kompliziert eingestuft.

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Denise Drechsel Medizinische Autorin

Denise Drechsel unterstützt ZAVA bei der medizinischen Texterstellung und -prüfung. Sie ist Apothekerin und hat ihr Pharmaziestudium an der Freien Universität in Berlin 2017 abgeschlossen. Seit Erhalt der Approbation war Sie als Filialleiterin und angestellte Apothekerin in verschiedenen Apotheken tätig. Zurzeit befindet Sie sich in der Weiterbildung zur Fachapothekerin für Allgemeinpharmazie.

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